Wir müssen über Zeitungen reden. Und dieser Film hier ist nur der optisch schönste Anlass dafür:
Gegen Ende des Beitrags erklärt die Lehrerstimme, der Beruf des Zeitungsjournalisten erfordere großen Mut. Dazu werden Bilder von Unwettern und Feuer gezeigt.
Dass Journalismus auch heute noch ein mutiges Metier ist, erkennt man, wenn man die Beiträge durchliest, die in den vergangenen Tagen zum Zustand der Zeitung veröffentlicht wurden (hier eine kleine Auswahl): Im New Yorker New Museum läuft eine Ausstellung namens The Last Newspaper, Paul Starr schreibt in New Republic ein Goodbye To The Age Of Newspapers (via), der Romanschreibende Exjournalist Tom Rachman („Die Unperfekten“) erklärt im Interview mit der Welt:
Jetzt sieht es gerade sehr hässlich für die Zeitung aus. Sie haben Angst, dass die Qualität im Journalismus verschwindet.
und auch der Kollege Christian Jakubetz schreibt in seinen Zehn Thesen zur Zukunft der Zeitung vom Ende der Zeitung.
Doch selbst wenn einige dieser Indizien stimmen mögen: Ich glaube nicht, dass die Zukunft so düster ist wie sie derzeit gemalt wird. Christians Thesen zum Beispiel kranken an einem logischen Widerspruch (entweder Zeitungen sterben oder sie leben in einer Nische, beides wird nicht gleichzeitig gehen), der beispielhaft belegt, warum wir uns mit den Veränderungen so schwer tun, die die Digitalisierung angestoßen haben: Zeitungen werden sich verändern, aber sie werden nicht untergehen. Was sterben wird, ist vielleicht unsere heutige Perspektive auf Nachrichtentransport und -auswahl, aber nicht die Zeitung als glaubwürdige Institution.
Denn einen unschätzbaren Vorteil der Zeitung (neben anderen) verkennen wir vor lauter Schreckensszenarien oft: Eine Zeitung hat einen Anfang und ein Ende. Wer sie liest, nimmt einen aus dem Fluss der Informationen herausgelösten, abgeschlossenen Teil wahr, der seinen Wert allein daraus gewinnt, dass er sich dem ständigen Fließen der Web-Information entzieht. Eine Zeitung schafft eine Pause, eine Unterbrechung. Sie ist herausgehoben aus der Vernetzung des Web. Das kann ein Nachteil sein, vielleicht ist es aber eben auch ein besonderer Luxus, der eine Zukunftsperspektive bietet, sich aber sehr wohl vom heutigen Bild einer Zeitung unterscheidet.
Auch Tom Rachman sieht im oben zitierten Gespräch eine Chance für Zeitungen, deren Ausgestaltung er noch nicht kennt:
Es wird weiter einen Markt für gute Artikel geben, und deswegen wird auch an die Stelle der Zeitung etwas Neues treten, das das Gute am Printjournalismus bewahrt.
Wie spannend wäre das, nicht vom Niedergang der Zeitung zu lesen, sondern Texte, Thesen und Ansätze, die stattdessen den Versuch unternehmen, dieses „Gute am Printjournalismus“ zu benennen und womöglich sogar auf den digitalen Raum zu übertragen Was hätte dann zum Beispiel aus der gerade gestarteten Zeitungsneugründung (ja sowas gibt es) namens „i“ werden können, die man beim britischen Independent heute auf den Markt gebracht hat. (Wer das neue Blatt übrigens virtuell durchblättern mag: Der Guardian hat eine Galerie ins Netz gestellt – besonders gefällt mir dabei das zuschauerorientierte Fernsehprogramm der neuen Publikation).
Dieses Nachdenken über die Zukunft der Nachrichten im digitalen Raum bekommt – ebenfalls heute – ausgerechnet von Google neuen Antrieb. Im offiziellen Google-News-Blog wird angekündigt, Innovationen im digitalen Journalismus mit 5 Millionen Dollar zu fördern. Für Nicht-Amerikaner besonders interessant, im Rahmen der Knight News Challenge 2011 werden Projekte auch außerhalb der USA gesucht und gefördert. Die Ausschreibung gibt es deshalb sogar auf deutsch.
6 Kommentare
Der floating home- und RSS-Button nervt extrem, da er die ersten Buchstaben der Zeilen verdeckt. Hoffe die Zukunft der Zeitung sieht besser aus ;)
Wenn du mit Firefox die Seite anschaust, sieht es besser aus. Tut mir leid, habe gerade nicht die Zeit (und in Wahrheit auch nicht die Kompetenz) das anzupassen
[…] Interview gegeben, das die taz übersetzt hat, in dem er über den hier unlängst thematisierten Zustand des Journalismus spricht. […]
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