Dass die Frankfurter Rundschau oder das Stadtmagazin Prinz mich dazu bringen würde, über das empfehlenswerte Buch „Internet – Fluch oder Segen“ zu bloggen, hätte ich nicht gedacht als Kathrin Passig und Sascha Lobo es vor ein paar Wochen veröffentlichten. Jetzt schreien die Meldungen um die insolvente Tageszeitung aus Frankfurt und die Einstellung der Print-Version von Prinz aber quasi danach, aus dem Buch zu zitieren. Denn die Reaktionen (z.B. hier, hier oder hier) treffen genau so ein, wie sie in „Internet – Fluch oder Segen“ beschrieben sind. Im „Disruption ist kein Kindergeburtstag“ betitelten fünften Kapitel schreiben die beiden über Branchen in der Krise, wörtlich heißt es:
Wer sich also einredet, die Mitarbeiter der Musik-, Buch- oder Zeitungsbranche hätten sich ihre Probleme durch jahrelange Untätigkeit oder Begriffsstutzigkeit selbst eingebrockt, der versichert sich damit in erster Linie selbst, dass ihm nicht morgen dasselbe passieren kann. Denn wenn nicht das sich immer weiterdrehende Rad der Veränderung schuld ist, sondern die Fortschrittsfeindlichkeit anderer Menschen, dann hat man selbst als aufgewecktes, zukunftzugewandtes Geschöpf ja nichts zu befürchten.
Bei manchen Einlassungen, die man jetzt lesen kann, hat man den Eindruck, sie seien von genau den „aufgeweckten, zukunftszugewandten Geschöpfen“ verfasst, die Kathrin Passig und Sascha Lobo beschreiben. Man muss im obigen Zitat lediglich die Mitarbeiter der genannten Branche durch die Verlagsführung der Rundschau ersetzen und landet prompt bei den Beiträgen, die jetzt erklären, was alles verschlafen wurde.
Internet – Fluch oder Segen ist bei Rowohlt erschienen. Ich finde es gut
Ich halte derartige Einlassungen für wenig hilfreich. Sie machen den Eindruck, der eher lustigen Rubrik „Eher nicht so gute Argumente“ aus dem Buch zu entstammen als einer zielführenden Diskussion. Das gilt zweifelsohne nicht für alle Wortmeldungen (auf Facebook hat Wolfgang Blau, der gerade angekündigt hat zu einer Tageszeitung zu wechseln, dazu geschrieben), aber dann doch für erstaunlich viele.
Das Kapitel über die schöpferische Zerstörung endet übrigens mit diesem Ratschlag hier:
Häufen Sie kein schlechtes Karma durch Verhöhnung derer an, die ein paar Tage früher als Sie selbst herausgefunden haben, dass die schöpferische Zerstörung nicht nur das zerstört, was man sowieso nicht leiden kann.
(…)
Warten Sie nicht darauf, dass es von alleine wieder besser wird oder der Staat rettend eingreift. Wenn Sie über fünfzig sind, hält das wackelige Gebilde mit etwas Glück noch, bis Sie in Rente gehen. Sind Sie jünger, sollten Sie weiterziehen.
2 Kommentare
Mit der Insolvenz der Frankfurter Rundschau ist das Thema „Zeitung der Zukunft“, das bisher vorwiegend in Expertenkreisen diskutiert wurde, in die breite Öffentlichkeit gerückt. Wäre es nicht so tragisch für die FR, könnte man fast sagen: endlich! Vielleicht kommen jetzt mal ein paar brauchbare Anstöße.
[…] ist eigentlich los? Seit die Frankfurter Rundschau am Dienstag Insolvenz anmelden musste, hat eine Debatte in und über deutsche Medien begonnen, von der ich eigentlich […]