Im Wikipedia-Artikel über Jens Weinreich steht: „Obwohl Weinreich vorwiegend als Sportjournalist tätig ist, unterscheidet sich sein Werk deutlich von der üblichen Berichterstattung.“ Das bezieht sich auf die Themen, aber auch auf die innovativen Zugänge, die Weinreich zu seinem Beruf wählt.
Jetzt hat er auf Krautreporter des Projekt „IOC-Buch“ gestartet. Im loading-Fragebogen erklärt er, was sich dahinter verbirgt:
Was machst du?
Ich bin Journalist und beschäftige mich mit seit vielen Jahren mit Themen der internationalen Sportpolitik, mit Korruption und Compliance-Fragen. Im September wird der mächtigste Mann des Weltsports gewählt, der Präsident des Internationalen Olympischen Komitees (IOC). Das wird wahrscheinlich der Deutsche Thomas Bach. Gleichzeitig laufen alarmierende globale Machtverschiebungen im milliardenschweren Sportbusiness ab. Ölscheichs, Oligarchen und despotische Politiker wie Wladimir Putin dominieren die Szene, bestimmen über Mega-Events, Profit und Positionen, bringen ihre Marionetten in Stellung. Auch Bach ist bestens vernetzt und wird u.a. von einem dubiosen Scheich aus Kuwait unterstützt, der mal OPEC-Präsident war. Das alles will ich durchleuchten, so gut es geht – auch mit Hilfe der Crowd. Über diese Themen blogge ich, schreibe für Zeitungen, habe Filme und Bücher gemacht – nun will ich zu diesem sporthistorischen Anlass der IOC-Vollversammlung im September in Buenos Aires ein Ebook schreiben.
Warum (machst du es so)?
Auf herkömmlichen Wege, etwa über Buchverlage oder in dem ich meine Recherchereisen mit aktueller Berichterstattung für verschiedene Medien finanziere, kann ich ein solches Buchprojekt nicht stemmen. In Recherche investieren nur wenige Medien. Also versuche ich es selbst – über Crowdfunding. Die Interessenten kaufen ihr Buch vorab. Sie finanzieren meine Arbeit, meine Reisen, die Recherchen, auch ein Lektorat, juristische Unterstützung und vielleicht eine englische Übersetzung. Aber mehr noch: Es geht mir gleichzeitig um Crowdsourcing, ich baue immer auf meine Diskutanten – ja, ich nenne die Kundschaft nicht mehr Rezipienten, weil Journalismus für mich u.a. ein Diskussionsprozess ist. So wird diese Buchproduktion ebenfalls zum Diskussionsprozess, denn ich schreibe nicht im stillen Kämmerlein, sondern etliche Passagen gewissermaßen live, vor Ort, dort wo ich recherchiere. Die aktuelle Berichterstattung von der entscheidenden IOC-Session in Buenos Aires im September gehört mit zu diesem Projekt. Fast zwei Wochen 24/7, so wie ich es bei anderen Highlights wie Olympischen Spielen oft gemacht habe. Diese Art von sportpolitischer Live-Berichterstattung, Analytik in Echtzeit quasi, ist nicht alltäglich.
Ganz wichtig dabei: Ich zeige im Buch nicht nur die Machtstränge hinter der glänzenden Fassade des Olympia-Business auf, ich behandele dabei konsequent auch journalistische Themen – wie recherchiere ich, wer spricht mit mir, welchen Einfluss haben Spin-Doktoren und Propaganda, wer behindert Journalismus, wie lassen sich Journalisten und Medien instrumentalisieren, welche Chancen hat Journalismus in diesem Metier überhaupt noch? Das alles werde ich sehr plastisch beschreiben. Zudem arbeite ich mit Links, Fußnoten, Dokumenten – Nachprüfbarkeit und das Bereitstellen von Quellen und Daten sind essentiell in meiner Arbeit.
Wer soll das lesen?
Jeder politisch denkende Mensch. Das ist kein Sportbuch, sondern ein Polit- und Wirtschaftskrimi. Es ist alles dabei: Sex and Crime und ein bisschen Weltverschwörung. Wer liest nicht gern solche Krimis? Wenn Thomas Bach IOC-Präsident wird, ist das die wichtigste Personalie in der gesamten deutschen Sportgeschichte. Da möchte ich mich dann schon ganz gern der Wahrheit annähern, das Business, die Marionettenspieler und deren Puppen
beschreiben. Da sollte dieses Buch Pflichtlektüre sein.
Wie geht es weiter?
Während der Finanzierungsphase, die bis zum 8. Juli läuft, mache ich weiter normal meine Arbeit. In dieser Woche muss ich zum Beispiel eine Reise nach Lausanne in die IOC-Konzenzentrale finanzieren. Ich werde dort für einige Medien berichten, bloggen, filmen, Fotos machen, vor allem aber viele Gespräche führen und andere Treffen vorbereiten. Sollte die Projektsumme von 10.000 Euro zusammen kommen, kann ich wichtige Recherchereisen machen, ich muss zum Beispiel nach Russland, nach Afrika, mehrfach in die Schweiz. Ich kann meine Arbeit dann viel konzentrierter erledigen, weil ich, zum Beispiel, nicht um jedes Flugticket mit kleineren Geschichten kämpfen müsste, sondern weil diese Kosten abgedeckt wären.
Was sollten mehr Menschen wissen?
Dieses Buch wird ein Stück Aufklärung über eine Milliardenbranche, die mit Emotionen handelt. Es geht um Geschäfte in der Grauzone von Sport, Wirtschaft und Politik, um Korruption, um eine Parallelgesellschaft mit eigenen Gesetzen. Ich kann da etliche Erklärungen und Analysen bieten, weil ich mich seit mehr als zwanzig Jahren intensiv in dieser Szene bewege und versuche, meinen Job als Journalist zu machen und Aufklärung zu liefern. Jeder kann das Buch besser machen, in dem er es vorab kauft, meine Recherchen finanziert, sich an der Diskussion beteiligt, Hinweise gibt, mich kritisiert – die Möglichkeiten sind vielfältig. Jeder Unterstützer bekommt dafür vor der IOC-Session im September ein Dossier, nach der Wahl des IOC-Präsidenten ein Ebook, und einige Goodies. Unterstützer bekommen also vor allem ein Produkt harter Arbeit und eines modernen Journalismus unter schwierigen Bedingungen. Ich finde, das ist ein fairer Deal.
>>>>Hier das „IOC-Buch“ kaufen
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Unter dem Schlagwort loading stelle ich in loser Folge handgemachte bzw. Crowdfunding-Projekte vor, die spannend sind und/oder für eine neue Bezahlkultur stehen. Das mache ich (auch), weil mein aktuelles Buch ebenfalls über Crowdfunding verfügbar gemacht wurde. Man kann den loading-Ideen im Blog folgen (hier den RSS-Feed zum Schlagwort „loading“ in den Reader nehmen) oder einen Newsletter mit den Vorschlägen abonnieren: