In den vergangenen Wochen tauchte das Nachrichtemagazin Der Spiegel vor allem durch interne Personalgeschichten in der Debatte um die Zukunft der Medien auf. Die aktuellen Meldungen handeln nun von einem veränderten Erscheinungstag – und quasi in einem Nebensatz von einer sehr spannenden Idee:
Der neue „Spiegel“-Chef soll über ein Online-Bezahlangebot seines Blattes nachdenken, das die Geschichten des Print-Hefts täglich bis zum Erscheinen der neuen Ausgabe aktualisiert.
… schreibt Karl-Hinrich Renner im Hamburger Abendblatt. Bisher gibt es dazu keine offizielle Stellungnahme, ich finde diese Vorstellung eines ständig in neuer Version verfügbaren Spiegel aber sehr spannend: diese Vorstellung von quasi beweglichen Inhalten basiert auf der Idee der Versionierung. Text wird zum stets bearbeitbaren Quelltext, Kultur wird zu Software.
Bisher kann ich mir schwer vorstellen, wie das praktisch so gelöst werden sollte, dass ein Text-Update tatsächlich größeres Leserinteresse weckt, aber der gedankliche Ansatz hinter dieser Idee, geht meiner Meinung nach in eine gute, digitale Richtung. Technisch kann man digitalisierte Texte, anders als gedruckte, ständig aktualisieren. Nicht darüber nachzudenken, wie man diesen Vorteil nutzt, wäre ein Fehler.
Meiner Meinung nach müsste der Gedanke allerdings vor der Veröffentlichung beginnen: Ein Text entsteht auch versioniert, diese Entwurfs-Formen öffentlich zu machen, kann eine Chance sein, Fans für das fertige Produkt zu begeistern. Von diesem Ansatz, den Prozess zusätzlich zum Produkt in den Blick zu nehmen, handelt mein neues Buch, das mit einer Beschreibung dieser Szene aus dem Jahr 2010 beginnt:
1 Kommentar
Ich nehme an, denen schwebt etwas wie die NYT/IHT-App vor. Dort erhält man nicht nur die Zeitung von heute/morgen, sondern auch die der vergangenen Tage. Dafür braucht man allerdings Analyse-Artikel, die auch am nächsten Tag noch interessieren. Die NYT hat das, der Spiegel theoretisch auch – nur eben nicht das Tagesfutter.