Die Digitalisierung verändert unseren Umgang mit Kunst und Kultur. Nicht nur, weil wir andere Werkzeuge benutzen, um Filme, Musik oder Texte zu konsumieren, sondern vor allem weil diese Inhalte einen Klimawandel unterzogen werden, den ich mit dem Satz „Kultur wird zu Software“ beschreibe. Das gilt für die Produktion von Filmen, Texten oder Musik, es gilt aber auch für deren Rezeption: Die Lese-Software Spritz ist dafür ein besonders anschauliches Beispiel: sie digitalisiert das Lesen, macht Text für den Leser zu Software. Ich habe die Technik vor zwei Wochen in der Süddeutschen Zeitung vorgestellt:
… anders als statische Darstellungsformen wie Papier bieten digitale Displays die Möglichkeit, Text dynamisch anzuzeigen. Sätze können in ihre Bestandteile zerlegt und Wort für Wort präsentiert werden – und zwar in dem Tempo, das der Lesende bestimmt. Das Auge muss sich so nicht mehr von zum Beispiel links nach rechts bewegen um Worte aufzunehmen, sondern bleibt auf einem Punkt und lässt die Worte auf sich zufliegen – spritzen …
Auf Süddeutsche.de kann man den Text spritzen. Und seit kurzem haben Entwickler (die nicht mit Spritz verbunden sind), Bookmarklets entwickelt, die jede Seite im Web spritzbar machen. OpenSpritz gibt es in unterschiedlichen Varianten …
… diese hier stellt den Text, der gespritzt wird oberhalb der Seite im redicle dar.
Ich glaube, dass diese Technologie die Art wie wir lesen nachhaltig verändern wird. Deshalb empfehle ich, Spritz im Auge zu behalten – auf ihrem Blog und auf Twitter – wo auch einer der Mitgründer Maik Maurer ist.
3 Kommentare
Ich bin überrascht, dass Spritz derzeit so gehypt wird – und als neu oder gar revolutionär dargestellt wird. Noch nie von Spreeder gehört? Ich hoffe, diese Eigenwerbung sei mir an dieser Stelle verziehen: Gestern habe ich auch über „Spritz“ gebloggt und diesen Aspekt (Spreeder) näher ausgeführt: http://juiced.de/19121/spritz-alter-wein-in-neuen-schlaeuchen/
Der Unterschied ist der ORP, der rote Punkt in dem redicle – in dem SZ-Text geh ich da drauf ein
Ja, hab deinen Artikel gelesen. Aber das Prinzip / die Idee ist im Grunde dennoch die gleiche. Nur etwas weiterentwickelt. Und ich glaube persönlich nicht, dass es sich für Desktop-PCs durchsetzen wird. Für Smartwatches und Smartphones ist das tatsächlich nochmal etwas ganz anderes, was es 2006/2008 in der Form natürlich gar nicht gab. Daher auch mein Fazit: „Timing is everything“ ;)