In der Filmkritik des Films „Wild Tales – jeder dreht mal durch“, der diese Woche ins Kino kommt, lässt die BR-Kritikerin Kirsten Martins den Regisseur zu Wort kommen. Damián Szifron beschreibt darin die soziale Dimension von Kultur am Beispiel des Mediums Film:
Wir haben im Kino einen Augenblick der Gemeinschaft erlebt. Wir haben dasselbe gefühlt, haben gelacht. Das ist die Magie des Kinos. Das kann man nur dort erleben. Nicht bei Netflix.
Ich teile diese Einschätzung, ich glaube, dass diese Magie, die Szifron beschreibt, ein bedeutsamer Bestandteil dessen ist, was die Faszination für Kultur in Gänze (nicht nur Kino) ausmacht: dass wir sie gemeinsam mit anderen erleben.
Ich frage mich jedoch: Gilt das tatsächlich nur für den physischen Ort, den man gemeinsam besucht? Muss es in der Tat ein Kinosaal mit Leinwand sein, der diese Magie entstehen lässt? Kann sie vielleicht auch entstehen, wenn Menschen gemeinsam einen virtuellen Ort besuchen – wenn sie in Echtzeit an besonderen Momenten teilnehmen?
Wenn man diese Fragen stellt, ist man mittendrin in der Debatte um tragfähige Modelle für Kultur im digitalen Raum. Sie muss sich der Magie erinnern, von der Szifron spricht. Und sie muss herausfinden, wie und wo diese Magie entsteht. Und ausgerechnet Netflix kann dabei eine Antwort sein.
Ausgerechnet der Ort, den Sizfron für so ungeeignet hält für das Entstehen von Magie, hat diese Woche gezeigt, dass Magie auch abseits des Massenpublikums entstehen kann. In dieser Analyse auf vox.com kommt Tod vander Werff jedenfalls zu dem Ergebnis:
The world of TV is just a stark reminder of the pop cultural world of 2015. There is no mass audience anymore, just a series of niches, some larger than others.