Das Jahr begann mit einer großen Debatte über all die negativen Seiten dessen, was man Social-Media nennt. Die Debatte über HateSpeech und schlechte Diskussionskultur bekommt viel mediale Aufmerksamkeit. Dass Social-Media auch sehr schöne Momente bereithält, merken die „Kritiker“ von außen häufig nicht.
Deshalb hänge ich mich heute kurz an das Meme #GreatestHits, das gerade durch Twitter läuft. Ausgehend vom angelsächsischen Sprachraum posten Nutzer*innen hier selbstironisch berufstypische Sätze (GreatestHits-Symbolbild: unsplash)
Hi, i'm a mom. You might know me from some of my Greatest Hits like "I thought your game was cancelled", "please don't fart on your sister", "why are there dirty socks in the refrigerator" and "I've clearly failed as a mother, just wait until your father gets home"
— ??Elisabeth?? (@YourMomsucksTho) January 17, 2019
Das ist – ich sage das unironisch erfreut – ein großer Spaß. Denn auch prominentere Nutzer*innen springen auf das Meme auf und zeigen, dass sie durchaus Humor haben. Dorothee Bär, Staatsministerin für Digitalisierung im Bundeskanzleramt, liefert zum Beispiel einen selbstironischen Beitrag (mit Spitze gegen ihren Parteikollegen Andreas Scheuer), auch Medien wie Deutschlandfunk Kultur melden sich auf humorvolle Weise zu Wort.
Hallo. Ich bin die Staatsministerin für Digitalisierung. Ihr kennt mich vielleicht von meinen #GreatestHits „Nein. Ich bin heute nicht mit dem Flugtaxi gekommen. Klar geht ein Spatenstich mit 13 cm Absätzen. Für den Breitbandausbau und die Funklöcher ist @AndiScheuer zuständig!“
— Dorothee Bär (@DoroBaer) January 23, 2019
Gestatten, wir sind Deutschlandfunk Kultur – und „wir sind nicht der @DLF, haben die aber voll lieb“. Unsere #GreatestHits sind „Nein, Ihr Radio ist nicht kaputt, das ist die Klangkunst“ und "@ARTEde für die Ohren? Das meinen Sie wohl als Kompliment“.
— Deutschlandfunk Kultur (@dlfkultur) January 23, 2019
Hi, ich bin #Berliner. Ihr kennt uns von unseren #GreatestHits wie: „Nein, der Alex ist kein Turm, sondern ein Platz“, „Nein, ich zeig dir nicht den Weg zu deiner scheiß airbnb-Bude“ oder auch „Raus ausse Tür, sonst fahr ick nich weiter. Bin schon uffe Arbeit – Sie nich!“. ?
— Kevin Kühnert (@KuehniKev) January 24, 2019
hey, ich bin internetexperte. sie kennen mich von meinen #greatesthits, wie „nein, die welt wird nicht untergehen wegen digitalsierung“, „sie können mich schon buchen, aber das kostet geld“ und „nagut, mama, ich schau mir das problem gleich mal an.“
— Michael Seemann (@mspro) January 23, 2019
Ich finde das sehr lustig – und ich mag jeden weiteren Beitrag, der dazu kommt. Ja, auch dann wenn er „zu spät“ kommt und auch wenn er nicht mehr so cool ist, wie die Beiträge, die in den ersten Minuten kamen. Denn als Meme-Freund, der Social-Media mag, kommt man nicht umhin zu derartigen Wellen ebenfalls #GreatestHits zu sagen – sogar im Internet. Diese klingen dann so: „Nein, das wird nicht blöd, nur weil mehr Menschen mitmachen“ oder „Doch ich finde das lustig“ oder „Ja, das ist eigentlich bedeutungslos, aber eben deshalb toll“
Außerhalb des Internets klingen die #GreatestHits eines Internetfreundes eher so: „Das Land hat vielleicht eher ein Nazi- als ein Internet-Problem“ oder „Vielleicht werden gesellschaftliche Probleme durchs Netz eher sichtbar“ oder „Ja, ich bin auch nicht mit allem einverstanden, was Facebook/Twitter macht“ und „Du weißt aber schon, dass das Internet mehr ist als Google, oder?“
Ich markier mir das jetzt mal – und verweise die Menschen darauf, wenn sie das nächste Mal darüber schimpfen wie schlimm alles ist im Internet. Bis dahin können sie ihre Zeit damit verbringen, sich an Quatsch-Memes wie den #GreatestHits zu erfreuen – oder zu verstehen, was der Unterschied zwischen Web und Internet ist….