Shruggie des Monats: Das größte dezentrale Denkmal der Welt

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Der Shruggie des Monats ist eine von meinem Buch „Das Pragmatismus-Prinzip“ inspirierte Rubrik meines monatlichen Newsletters (den man hier kostenlos bestellen kann). Darin beschreibe ich Personen, Ideen und Begebenheiten, die mir besonders passend zur Hauptfigur aus dem Buch „Das Pragmatismus-Prinzip“ erscheinen – dem ¯\_(ツ)_/¯.

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Ich weiß nicht, wie der Boden vor dem Wohnhaus von Walter Lübcke in Wolfhagen-Istha beschaffen ist. Ich habe keine Ahnung, ob es dort möglich ist, einen Betonwürfel von 100 Millimetern Höhe in den Boden einzulassen. Ich finde aber man könnte darüber nachdenken. Der Künster Günter Demnig verlegt seit 1992 solche so genannten Stolpersteine – und zwar nicht nur in Deutschland, sondern auch in 23 weiteren europäischen Ländern. (Foto: Axel Mauruszat, via Wikipedia; Stolperstein für Else Liebermann von Wahlendorf, Budapester Straße 45, Berlin)

Demnig erinnert mit seinem Projekt an die Opfer der NS-Zeit. „Ein Mensch ist erst vergessen, wenn sein Name vergessen ist“, zitiert Gunter Demnig auf der Website den Talmud. Und ich finde, Walter Lübcke, der nach allem, was man heute weiß von einem Nazi ermordert wurde, sollte nicht vergessen werden. Man sollte sich an seinen Namen erinnern. Er sollte vielleicht sogar als Name für eine Stiftung gegen den Hass, für Verständigung und die christlichen Werte von Nächstenliebe und Toleranz dienen (auf die sich perfider Weise gerade diejenigen berufen, die seinen Tod herbeiwünschten und bejubelten). Vielleicht fühlt sich gar die hessische Landesregierung berufen, Walter Lübcke zum Namensgeber für ein Bildungsprojekt zu machen, das Menschen davor bewahrt so verblendet und rechthaberisch zu werden, dass sie über ihre politische Meinung die grundlegende Menschlichkeit vergessen.

Mir scheint es in jedem Fall passend in dem Monat, in dem Deutschland von dem Mord an Lübcke erschüttert wird, an des Projekt von Gunter Demnig zu erinnern. Den Stolpersteinen ist mit dieser Form des vernetzten Gedenkens etwas geglückt ist, was die FAZ mal als „das größte dezentrale Denkmal der Welt“ bezeichnet hat. Über 70.000 Steine haben Demnig und seine zahllosen Helfer*innen bereits verlegt – und damit über 70.000 Zeichen gesetzt gegen die schreckliche Geschichte von Nazi-Deutschland.

Diese Form des vernetzten Protests passt zu den Ideen des Shruggie. Denn es ist kein teilnahmsloser Protest, es ist ein aktives Eingreifen und Erinnern. Und es ist dezentral und vernetzt. Es ist auf eine erstaunliche Weise digital – wenngleich die Steine genau das nicht sind (es wäre in der Tat spannend, über eine digitale Nutzung nachzudenken, die nicht nur Pokemon-Go-Spieler*innen nutzt).

Auf der Stolpersteine-Website steht unter dem Punkt „Spenden“

Stolpersteine werden in der Regel über Patenschaften finanziert. Wenn Sie Pate eines Stolpersteines werden möchten, wenden Sie sich an die entsprechende Stadt und schreiben Sie die dortige Initiative an. Einen Überblick aller Initiativen finden Sie unter „Kontakt“.

Man kann das Projekt aber auch ganz banal mit Geldspenden unterstützen!

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Der Shruggie des Monats ist eine Rubrik aus meinem Newsletter (den man hier kostenlos bestellen kann). Der Shruggie ist die Hauptfigur aus meinem Buch „Das Pragmatismus-Prinzip“, in dem ich zehn Gründe für einen gelassenen Umgang mit dem Neuen versammle. Wer mehr über das Web und das Internet lernen will, kann dies in meinem Buch „Gebrauchsanweisung für das Internet“ tun.
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