Wenn ich die maximal komplizierte so genannte Medienrechte-Vergabe der Deutschen Fußball-Liga (DFL) richtig verstanden habe, hat der öffentlich-rechtliche Rundfunk heute sein Kernprodukt wieder entdeckt: das Radio. In der Sprache der Medienrechte-Jurist*innen heißt das „Audio-Rechte“, gemeint ist aber das gleiche: die ARD-Anstalten haben eine richtig große Chance auf eine Renaissance der (Sport-)Radioreportage! (Foto: unsplash)
Ebenfalls vergeben wurden die Audio-Rechte – dabei setzte sich die ARD in beiden Bereichen (UKW und Web/Mobile) durch.
Als die Rechte zu Amazon wechselten, schrieb ich hier einen Abschied von der Schlusskonferenz. Denn im Angebot von Amazon kann ich das ganze Spiel in einer Live-Reportage anhören – und das ist leider viel besser als die unbestritten gute Schlusskonferenz der ARD, wie wir sie bisher kannten.
Mit den neuen Audio-Rechten hat die ARD mit ihren Anstalten nun die Chance zu beweisen, was sie aus einem ganzen Spiel machen kann – und nicht nur aus den letzten 20 Minuten. Ich hoffe darauf, dass die ARD diese Chance nutzt und den Standard ausbauen wird, den Amazon gesetzt hat. Als Fußball- und Audio-Fan (hier mein Geisterspiel-Lob) wünsche ich mir…
… saubere Live-Berichte aus den Stadien aller Erst- und Zweitligisten in voller Länge. Dabei bitte vor allen Dingen zunächst beschreiben, wer auf dem Rasen gerade aktiv ist, dann erst Bewertungen oder persönliche Einschätzungen ergänzen. Eine Live-Reportage im Radio (damit meine ich Web wie UKW) ist eine Dienstleistung am/an der Hörer*in: „Ich sehe die Welt mit den Augen der Reporter*in“
… dazu eine Option auf eine vollständige Bundesliga-Konferenz über 90 Minuten (nicht nur 20 Minuten)
… keine regional gefärbte Pseudo-Fan-Perspektive nach Bundesland aus Perspektive der Kommentator*in („Kein Sieg für 60, aber aus bayerischer Perspektive immerhin ein Unentschieden für den FC Bayern“), sondern höchstens von Expert*innen, die später dazu geschaltet werden und Fans sein dürfen
… die Option, Live-Berichte aus Fan-Perspektive zu wählen. Wenn es zu einem Derby im Sendegebiet kommt, kann ein zusätzlicher Reiz darin liegen, einen Live-Kommentar aus z.B. Dortmunder oder Schalker Perspektive anzubieten
… alles in allem die Bereitschaft (und vielleicht sogar Begeisterung), diese „Audio-Rechte“ so zu behandeln als sei es ein neues, cooles Format, das gerade aus Amerika kommt (Live-Podcast!) Dazu zählt zum Beispiel, die Domain bundesligakonferenz.de richtig zu nutzen. Stand heute (22.6.2020, 22 Uhr) führt sie auf eine abgeschaltete Unterseite vom WDR http://www1.wdr/radio/wdr2/programm/ligalive-uebersicht-100.html Das geht besser! ARD, ich zähl auf Dich!