Dieser Text ist Teil der Januar-Folge meines monatlichen Newsletters „Digitale Notizen“, den man hier kostenlos abonnieren kann.
Brauchen wir einen Tiktok-Kanal? (Ja)
Muss ich mich jetzt selbst filmen? (Ja)
Wie macht man eigentlich einen Newsletter? (So)
Wer den Eindruck vermittelt, sich intensiver mit dem Internet und den Entwicklungen von Kommunikation zu befassen, steht manchmal von merkwürdigen Fragen. Ich habe mich in diesem Jahr an einigen Antworten versucht: „Sie sollten sich mit Tiktok befassen“ – „Ja, Sie müssen sich selbst filmen“ und „Fünf Tipps für einen PROFI-Newsletter“ sind meine drei Antwortversuche auf die Einstiegsfragen.
Dabei fiel mir auf, dass hinter den meisten Fragen nach Social-Media-Strategien oder Newsletter-Ideen aber ein anderes Thema liegt. Es fühlt sich manchmal an, als würde man mit den Betreiber:innen eines Ladengeschäfts über die Ausstattung des Schaufensters reden – ohne über den Inhalt und das Geschäftsmodell des Ladens sprechen zu können. Dabei gilt spätestens seit Simon Sineks großer Warum-Rede: Kein Schaufenster kann erfolgreich gestaltet werden, wenn nicht das Warum des Geschäfts geklärt ist! Was ich damit meine: jede Newsletter- oder Social-Media-Strategie braucht eine inhaltliche Fokussierung (Symbolbild: unsplash), eine Antwort auf die Frage „Warum machen wir das eigentlich?“
Und um diese zu finden, muss man keine teuren Agenturen buchen oder Strategie-Meetings einberufen. Ich habe in diesem Jahr gelernt: man muss vor allem dem Account des US-Eisenbahn-Konzerns Amtrak folgen. Dieser twitterte im August schlicht das Wort „trains“ und löste damit eine kleinen Netztrend mit großer Wirkung für jede Kommunikationsstrategie aus. In den Netzkulturcharts bin ich schon genauer darauf eingegangen, welche Folgen der Tweet für die Netzkultur hatte: Zahlreiche prominente Accounts folgten dem Beispiel und veröffentlichten Hauptworte, die auf den Punkt bringen, wofür sie stehen bzw. womit sie assoziiert werden wollen. Wenn Olaf Scholz „respekt“, Amnesty „menschenrechte“ oder Joe Biden „democracy“ schreiben, dann steckt dahinter eine sehr gute Antwort auf die Frage: Brauchen wir einen Tiktok-Account?
Die Ein-Wort-Strategie ist meiner Einschätzung nach der Ausgangspunkt für jeden guten Social-Media-Account und/oder Newsletter. Nur wer weiß, wofür sie oder er stehen will, kann erfolgreich kommunizieren. Denn Reichweite und Bekanntheit sind kein Wert an sich. Es geht immer um Bekanntheit FÜR etwas, um Reichweite in bestimmten Zielgruppen. Die Ein-Wort-Tweet-Strategie kann dabei helfen, das eigene Warum? nach außen zu tragen und auf seinen Kern zu kondensieren – auf die Antwort auf die Frage: Wofür wollen wir bekannt sein?
Wenn diese Frage beantwortet ist, entfaltet sich die Kommunikationsstrategie quasi von alleine entlang einer Richtschnur, die immer wieder fragt: Und woran merkt man das? Woran merkt man, dass Ihr für ein-wort-tweet steht?
Diese Fragen funktionieren übrigens nicht nur für Unternehmungen, Vereine oder andere Projekte, die aktiv in der digitalen Welt kommunizieren wollen. Sie sind sogar für Personen-Accounts hilfreich, die nicht wissen was bzw. worüber sie schreiben sollen. Wer einen inhaltlichen Antrieb hat, tut sich viel leichter damit, Netzwerke zu knüpfen – darüber hatte ich hier schon mal geschrieben – auch weil es für andere schneller ersichtlich ist, wofür sich dieser Account eigentlich interessiert.
Und quasi nebenbei hilft die Ein-Wort-Tweet-Methode auch dabei, eine persönliche Fokussierung anzustoßen. Deshalb nutze ich die Jahrswechsel-Stimmung und lade Sie ein: Posten Sie auf Twitter und Mastodon gerne Ihr Wort des Jahres – für 2023!
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Dieser Text stammt aus dem monatlichen Newsletter Digitale Notizen, in dem ich öffentlich über Themen nachdenken, die mich beschäftigen. Zu meinem Buch „Anleitung zum Unkreativsein“ habe ich ein Newsletter-Experiment gemacht, über das ich hier geschrieben habe. Wenn Sie mehr über Newsletter- und Ein-Wort-Tweet-Beratung wissen wollen: Sprechen Sie mich an!
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