Vielleicht sind die Menschen seit dem Ende der 80er Jahre also nicht unpolitischer oder gar dümmer geworden, sie empfinden die heutige Datensammlung jedoch nicht mehr als passives Gezähltwerden, sondern als aktive Teilhabe am gesellschaftlichen Selbstgespräch, die ihnen nichts nimmt, sondern eine Ordnung im Chaos schenkt – und damit auch eine Form der Selbstbestätigung in einer unübersichtlichen Welt.
Früher verschickte man als Beweis für den Aufenthalt in der Fremde eine Urlaubspostkarte, heute lädt man die digital fotografierten Reisebilder ins Netz. Neu ist daran der Aspekt der Veröffentlichung, die Postkarten der Internet-Zeit sind für jeden zugänglich, das digitale Selbstgespräch kann mitgehört werden. Es wäre falsch zu glauben, dies sei den Bloggern und YouTube-Filmern nicht bewusst, wenn sie sich veröffentlichen. Sie interpretieren es aber anders: weniger als möglichen „Stolperstein für ihre berufliche Karriere“ denn als Versprechen dessen, was das Ziel eines jeden Gesprächs ist: gegenseitiges Verstehen.
Für die Samstagsausgabe der SZ habe ich über den Sinn (und den Wert) von so genannten sozialen Medien nachgedacht und eine Antwort auf die Frage gesucht, warum der aktive Rezipient denn aktiv wird. Man kann den Text hier und bei jetzt.de nachlesen – dort gibt es übrigens eine recht spannende Debatte, wie ich finde.