Autoren und Redakteure: hier der Freitag

Die Wahrheit ist: Jakob Augstein ist angetreten und Michael Angele wurde eingestellt, um das linke Projekt namens Freitag abzuwickeln. Unter dem Vorwand einer technischen Reform ‚Äì des Ausbaus der Online-Ausgabe ‚Äì, die nicht mehr war als ein Ablenkungsmanöver, sollte eins der letzten publizistischen Foren der Linken zunächst aufgeweicht und dann vernichtet werden. Schon von Anfang an mußte einiges stutzig machen. Vollends klar wurde mir, wohin die Reise geht, als Michael Angele, der gern den Ton eines Bosses in einem großen Industrieunternehmen pflegt, voll Dégout von den Gegnern der jüngsten Bekenntnisse Sloterdijks und Bohrers zum Klassenkampf von oben sprach. Was immer man Sloterdijks Haltung attestieren mag ‚Äì sie ist so links, wie Berlin subtropisch ist. Der Freitag wird über kurz oder lang verschwinden, weil er so, wie er nun zugerichtet wurde, keine Funktion mehr erfüllt. Andere werden seinem Beispiel folgen. Die Welt kommt auch ohne Journalisten aus. Und in schwachen Momenten frage ich mich, an Leute wie Michael Angele denkend, ob da nicht was Wahres dran ist.

Thomas Rothschild prognostiziert das Ende der Wochenzeitung Freitag und das Ende des Journalismus. Begründet wird dies mit einem veröffentlichten E-Mail-Wechsel zwischen Autor Rothschild und Redakteur Angele. Wie schon im Fall Glaser vs. Dettweiler frage ich mich auch hier, wann ist es eigentlich normal geworden, persönliche Mail-Dialoge einfach so zu veröffentlichen? Darüberhinaus stellt sich die Frage, wie man von einem missglückten Autor-Redakteur-Verhältnis auf das Ende der Publikation schließen kann?

Update: Auf freitag.de gibt es eine rege Debatte zum Thema, dort schreibt Thomas Rothschild zum angesprochenen Thema

Wenn ich eine private Mail veröffentliche, so tu ich das aus dem gleichen Verständnis heraus, aus dem ziviler Ungehorsam gegen schlechte Gesetze verstößt. Und wenn das tatsächlich justitiabel sein sollte, wünsche ich mir fast, dass Michael Angele einen Rechtsanwalt engagiert. Das sollte man doch einmal grundsätzlich klären.

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2 Kommentare

Ein klassisches Kommunikationsproblem. Hier wurde (und wird ja im freitag-Blob immernoch) zu viel geschrieben und zu wenig geredet. Aber wahrscheinlich neigt ein Journalist besonders stark zum Schreiben.

Vielleicht hätte Herr Angele direkt nach der ersten Mail von Herrn Rothschild besser zum Telefonhörer greifen sollen, statt den Dialog per Mail weiterzuführen.

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