Die Behauptung, dass Freunde zu einem bedeutsamen Gatekeeper werden, wird von einer Facebook-Meldung vom Wochenende untermauert: Das Netzwerk testet bei der Suche nun webweite Ergebnisse, die auf Basis von Likes und der Anzahl der Freunde, die den Like-Button gedrückt haben, gewichtet werden.
Daran kann man sehen: das soziale Wissen gewinnt an Bedeutung. Man kann daraus zwei Schlüsse ziehen: einen technischen und einen inhaltlichen.
Technisch hat der FAZ-Netzökonom Holger Schmidt am Wochenende notiert, wie dieser soziale Aspekt an Nachrichten – nutzerfreundlich aufbereitet – aus Twitter das „soziale (und bessere) Google News 2.0“ machen könnte. Er schlägt vor:
Twitter braucht Aggregatoren, lernende Filter und Algorithmen, um den rastlosen Informationsstrom für den Massenmarkt aufzubereiten.
Die darauf aufbauende Prognose ist lesenswert. Welche Modelle dabei funktionieren könnten, kann man in dem How publishers are making news more personal-Text nachlesen. Darin werden Ideen vorgestellt, wie klassische Medien die neuen Medien nutzen. Die „Personal Publishing Platform“ idio bietet zum Beispiel Modelle für Zeitungen, die „Improving Engagement“, „Increasing Profitability“ und „Expanding Reach“ versprechen, auch VisualDNA hat vergleichbare Personalisierungs-Dienste im Angebot und das von Reuters betriebene Calais ist in diesem Feld ebenfalls aktiv, wie dieser Clip zeigt:
Das Besondere daran: Ähnlich wie die bereits vorgestellten Flipboard und Pulse setzen all diese Dienste auf technische Lösungen. Sie individualisieren – wie das gerade von der Washington Post gekaufte iCurrent oder das bereits vorgestellt DailyPerfect – Inhalte und schneiden sie auf die Interessen des einzelnen Lesers zu. Sie sind – wie es die Macher von Readness von sich selber behaupten – das Last.fm für Nachrichten.
Dieses Bild ist deshalb gut, weil es den Vergleich zur bekannten Musikwelt zieht – und damit den Blick für die inhaltliche Perspektive dieser Veränderung öffnet. Wenn die sozialen Medien die klassischen Nachrichten zu einem Songs und Bands vergleichbaren Gut machen, heißt dies, dass wir die Einzelmeldung (analog: der Song) und den Künstler (der Journalist) in den Blick nehmen müssen. Denn die Menschen hören Musik nicht mehr nur wenn sie das ganze Album (Zeitung/Magazin) kaufen. Sie lösen die Einzelmeldungen/Berichte aus ihrem Kontext und finden über Mixtapes, Listen mit Liebsliedern und anderen Freundes-Empfehlungen zu den Songs (journalistischen Inhalten).
Im Musik-Bereich kann man ablesen, wie bedeutsam diese sozialen Wege hin zu neuer Musik sind. Apple hat mit dem gerade gestarteten Ping bewiesen, dass hier offenbar ein großes Potenzial liegt. Wie kann man dieses für klassische journalistische Inhalte nutzen? Die technischen Vorschläge sind dabei das eine. Auf der anderen Seite muss man jedoch die psychologischen Veränderungen in den Blick nehmen: Wenn unsere Inhalte nicht mehr nur über die Hauptstraße erreicht werden, sollten wir zunächst auch die Nebenstraßen von Behinderungen befreien. Langfristig jedoch wird dies nicht reichen. Der Vorsprung, den klassische Medien in diesem Bereich haben, liegt in ihrer Glaubwürdigkeit. Viele Menschen wissen gar nicht, wer die relevanten Freunde sind, denen sie in bestimmten Themengebieten folgen sollten. Hier müssen verlässliche journalistische Quellen einspringen. Oder um es ganz banal zu sagen: Hier müssen Gatekeeper zu Freunden werden.
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