„Ich will dir dein Königreich zeigen“, sagt Carol, sein väterlicher Freund unter den Monstern und trägt ihn auf einer Schulterhöhe von vier Metern durch den Wald. „Alles, was du siehst, gehört dir.“ Doch erst muss er sich dieses Reich erobern. Das Glück der Hingabe an die Welt, das Sich-Verlieren, um sie sich zu eigen zu machen: Das ist das Thema des Films. (…)
Ob „Wild Things“ nun ein Film für Kinder ist oder nicht, das müssen diese selbst entscheiden. Erwachsene jedenfalls erinnert er – wie zuletzt vielleicht Truffauts „Les 400 coups“ – auf aufwühlende Weise daran, dass Kindsein wenig zu tun hat mit der nostalgischen und sicheren Welt der meisten Filme und Bücher für Kinder. Wir wünschen unseren Kindern diese Welt, hoffen, sie mögen sie bewohnen und verkörpern, damit wir uns auch selbst ein bisschen in ihr wärmen können. Doch sie bleibt die Fabrikation Erwachsener.
„Ich glaube nicht an die Kindheit“, sagte der 92-jährige Sendak beim Eröffnungsabend der Retrospektive „Spike Jonze – The First 80 Years“ im New Yorker Museum of Modern Art am Donnerstag. „Ich glaube nicht daran, dass man Kindern dies sagen darf, jenes aber nicht. Man soll ihnen alles sagen!“ Sein Rat an Jonze, der seit langem mit Sendak befreundet ist, lautete denn auch: „Dien‘ dich nicht den Kindern an, mach‘ den Film so gefährlich, wie das Buch damals war.“
Jörg Häntzschel hat Spike Jonzes Wo die Wilden Kerle Wohnen bereits gesehen und schreibt für die morgige Ausgabe der SZ darüber. Hier gehts übrigens zum Official Trailer zum Film.