Früher war alles besser!
Jedenfalls fühlt es sich so an. Und mit ein wenig nostalgischem-retro-Sound gelingt es auch fortschrittliche Menschen davon zu überzeugen, dass es doch ganz schön schade ist, dass die Vergangenheit vorbei ist.
Je mehr Fakten dieser Emotion gegenüber gestellt werden, umso deutlicher wird, dass diese Form der Nostalgie trotz aller Probleme der Gegenwart nicht besonders stabil ist. Im Gegenteil: Je überfordernder uns die Gegenwart erscheint, umso stärker wirken die Verzerrungen auf unseren Blick.
Die Washington Post fasst jetzt eine Studie zusammen, die im Längsschnitt die amerikanische Bevölkerung nach der guten alten Zeit befragt hat. YouGov hat dazu 2000 Amerikaner:innen gefragt, welches das beste Jahrzehnt sei. Das erstaunliche Ergebnis:
The consistency of the resulting pattern delighted us: It shows that Americans feel nostalgia not for a specific era, but for a specific age.
Im Detail kann man also sagen (Übersetzung von mir):
Die gute alte Zeit hat keine historische Fundierung, sie ist vielmehr stets „das Jahrzehnt, in dem Sie 11 Jahre alt waren, Ihre Eltern auf jede Frage die richtige Antwort wussten und Sie noch nie etwas von Kriegsverbrechertribunalen, Mikroplastik oder improvisierten Sprengkörpern gehört hatten. Oder als Sie 15 waren und Sportler und Musiker noch hart spielten und sich nicht verkauft hatten.„
Das ist durchaus erstaunlich, wird aber noch bemerkenswerter, wenn man die gegenteilige Frage ergänzt. Denn dass es Früher besser gewesen sei, inkludiert ja eine schlechte Perspektive auf die Gegenwart. Die Washington Post schreibt:
YouGov didn’t just ask about the best music and the best economy. The pollsters also asked about the worst music and the worst economy. But almost without exception, if you ask an American when times were worst, the most common response will be “right now!” This holds true even when “now” is clearly not the right answer. For example, when we ask which decade had the worst economy, the most common answer is today.
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