Memes als Teil deiner Unternehmenskultur

An Hochschulen sind sie schon lange selbstverständlich. Der Bundestag hat sie und auch die Deutsche Bahn: Meme-Accounts für eine kleine Gruppen-Öffentlichkeit (meist auf Instagram). Am Beispiel von Studiengängen, Lehrstühlen oder Universitäten lässt sich sehr schön illustrieren, wie Running Gags und übergeordnete Kommunikationsmuster, die aufs eigene Leben übertragen werden, dazu beitragen, Gruppen zu formen, Rollen zu festigen und am Ende eine (Unternehms-)Kultur zu prägen.

Es ist also nicht verwunderlich, dass solche Meme-Seiten mittlerweile auch an dem Ort angekommen sind, wo Menschen sehr viel Zeit ihres Lebens verbringen: im Job! Wichtigster Treiber sind dafür vermutlich Menschen, die sehr selbstverständlich mit Memes als Teil der (Netz-)Kultur aufgewachsen und jetzt in klassischen Jobs angekommen sind.

Am Beispiel des (privaten) Instagram-Accounts meme_rtl will ich zeigen, warum solche Seiten ein wichtiger Bestandteil einer (guten) Unternehmenskultur sind.

Was sind Meme-Seiten?

Meme-Pages meist auf Instagram nutzen die Mechanik von Bildvorlagen, um Situationen, Entscheidungen und Entwicklungen einer bestimmten Gruppe zu begleiten. Ich nenne diesen Vorgang der bewertenden Begleitung KomMEMEtar. Die KomMEMEtierung nutzt externe Bilder, Töne und Ideen und überträgt diese auf die Dynamik der Gruppe. Wie diese Mechanik eine eigene Form von Lokal-Berichterstattung hervorgebracht hat, habe ich wiederholt in den Netzkulturcharts beschrieben.

Wie funktionieren diese Meme-Seiten?

Memes basieren auf Distinktion. Es geht stets um die Unterscheidung zwischen jenen, die verstehen (und dann dazu gehören) und denen, die nicht verstehen (und deshalb ausgeschlossen sind). Diese Differenzierung lässt sich sowohl auf die externe Referenz beziehen (also: kennst du das genutzte Meme?) wie auch auf die komMEMEtierte Situationen (also: weißt du wer die beschriebenen Personen sind?). Wer beide Bezugspunkte kennt, fällt in die Zielgruppe der jeweiligen Accounts. Follower-Anzahl spielt dabei kaum eine Rolle. Es geht vielmehr um die Gemeinsamkeit, die sich im Erkennen des Running Gags zeigt.

Was bedeuten Meme-Pages für Unternehmenskultur?

Gruppen und Unternehmen, die solche Seiten haben, können sich glücklich schätzen. Es gibt eine Form der internen Beteiligung – selbst wenn sich diese in für die Geschäftsleitung ärgerlichen KomMEMEtaren zeigen sollte. Allein die Tatsache, dass Mitarbeitende diese Form der internen Kommunikation wählen, zeigt: Es gibt ein gemeinsames Interesse, den Wunsch zur Auseinandersetzung mit den Entscheidungen in der Gruppe oder Unternehmung.

Wie sollte ein Unternehmen mit diesen Seiten umgehen?

In erster Linie: sich freuen. Diese Seiten zu imitieren, ist nach allen Erfahrungen mit Memes, wenig ratsam. Denn Memes entfalten ihre Autorität nicht über eine Absender-Autorität durch Personen oder Namen. In vielen Fällen sind solche Seiten gerade deshalb glaubhaft, weil sie anonym und nicht einer konkreten Person authentifiziert sind, sondern ihre Glaubwürdigkeit aus dem Handeln und Posten gewinnen. So lange diese Seite keine Beileidungen oder strafbare Posts verbreiten, sind sie für Unternehmen ein erstaunlich guter Gradmesser für die Stimmung in der jeweiligen Gruppe. Es ist also nicht ratsam, rechtlich gegen sie vorzugehen oder sie zu verbieten.

Warum schreibst du darüber?

Weil mich Memes und die damit verbundenen Muster der Kommunikation faszinieren. Ich habe sogar ein Buch dazu geschrieben. Aber es geht um noch mehr: denn Unternehmens-Memes zeigen auch, wie Transformation in einem Unternehmen begleitet wird. Davon handelt das Macht Marke!, das dieser Tage erscheint. Es ist ein Marken-Buch, aber eben auch eines, das erklärt, wie mit Hilfe von Marke Change und Transformation gelingen kann.