Weird Internet Career: Angelika Schoder


Im Mai schrieb ich in meinem monatlichen Newsletter über das Konzept der „Weird Internet Career“. Den Fragenbogen, den ich mir dazu ausgedacht habe, hat Angelika Schoder ausgefüllt.

Antworten von Angelika Schoder

Was denkst du wenn du den Begriff „Weird Internet Career“ hörst?
Ich denke bei dem Begriff vor allem an Menschen die mit oder im Internet arbeiten, die zur Gen Y oder zu älteren Generationen gehören. Also Menschen, die heute sehr digital unterwegs sind, die aber ohne Internet aufgewachsen sind oder sogar einen Teil ihres Erwachsenenlebens ohne Internet verbracht haben. Es sind die „Digital Immigrants“, die bewusst dabei zusehen konnten, wie sich langsam das entwickelt hat, was wir heute als „Internet“ kennen – und die diese Entwicklung mit prägen. Während die Gen Z und alle nachfolgenden Generationen als Digital Natives vielleicht einfach eine „Internet Career“ haben, wird der Aspekt des Merkwürdigen, also eine „Weird Internet Career“, vielleicht nur von denen wahrgenommen, für die das Internet zu einem Zeitpunkt in ihrem Leben bewusst als etwas ganz Neues erlebt wurde. 

Welche Rolle spielt das Internet für dein (berufliches) Leben?
Wenn das Internet nicht funktioniert, kann ich nicht arbeiten. Während ich im Privatleben auch komplett offline Zeit verbringen kann, ist mein gesamter beruflicher Alltag vom Internet abhängig. Wenn morgen das Internet für immer verschwinden würde, müsste ich mich beruflich ziemlich umstellen.

Welche Aspekte deines beruflichen Werdegangs würdest du als weird beschreiben?
In meiner Schulzeit spielte das Internet keine Rolle und auch in meinem geisteswissenschaftlichen Studium war nichts in irgend einer Form Internet-basiert. Insofern musste ich mir alles selbst beibringen, was das Internet betrifft. Ob es das Verständnis davon war, wie die soziale Dynamik in Foren und später in Social Media funktioniert, wie Soziale Netzwerke und Websites technisch funktionieren, wie Content plattformgerecht aufbereitet werden muss usw. Ich finde es weird, dass man mir als Kind nie hätte erklären können, was heute mein Beruf ist. Und das liegt nicht nur daran, dass es den Beruf früher nicht gab. Die deutsche Sprache hatte zu meiner Kindheit noch nicht einmal das Vokabular, um diesen Beruf zu beschreiben.

Würdest du all das als Karriere beschreiben?
Das kommt darauf an, wie man Karriere sieht. Wenn Karriere bedeutet, sehr viel Geld zu verdienen und eine hochrangige „Entscheider-Funktion“ einzunehmen, dann trifft das nicht auf mich zu. Wenn Karriere hingegen bedeutet, einen Job zu machen, der für viele Menschen einen Mehrwert bietet, dann kann man meinen Werdegang vielleicht schon als Karriere bezeichnen. 

Wie geht es weiter? Magst du über deine Pläne sprechen?
In meinem Hauptberuf als Digital Marketing Manager, aber auch in meinem Nebenberuf als Leiterin und Autorin des Online-Magazins musermeku.org kommt es darauf an, sich vor allem technisch konstant weiterzubilden. Besonders das Thema Artificial Intelligence (AI) wirkt sich gerade disruptiv auf das Internet aus und schon jetzt wird meine Arbeit dadurch beeinflusst. Der Plan für die Zukunft ist, die technischen Neuerungen für meine Arbeit strategisch zu nutzen und natürlich vor allem den Mehrwert für meine Zielgruppen zu steigern. Das kann bedeuten, noch stärker Themen einzuordnen und persönliche Meinungen zu vertreten – also einen Mehrwert zu bieten, den AI nicht liefern kann.

Welchen Ratschlag gibst du Menschen, die sich für eine „Weird Internet Career“ interessieren bzw. in einer stecken?
Mein Ratschlag wäre: touch some grass. Die Formulierung ist ein altes Twitter-Meme, das darauf hinweist, dass wenn man zu viel Zeit im Internet verbringt, es einen psychisch negativ beeinflusst. Ich versuche mich auch selbst immer wieder daran zu erinnern, dass man sich häufiger bewusst machen muss, dass es auch noch eine Welt außerhalb des Internets gibt.

Wessen “Weird Internet Career” findest du so interessant, dass du sie für diesen Fragebogen vorschlagen willst?
Wie zu Beginn erwähnt, ist der Begriff der weirdness für mich mit Generationen verbunden. Leute wie Sebastian Hotz verkörpern für mich zum Beispiel eine klassische “Internet Career”, weil er mit dem Internet Karriere gemacht hat als jemand, der mit Social Media & Co. aufgewachsen ist. Das ist quasi eine klassische Internet-Karriere, würde ich sagen . Eine merkwürdige, also eine “Weird Internet Career” die ich bewundere, ist für mich die von Robert Basic. Er gegründete 2003 das Blog „Basic Thinking“, zu einem Zeitpunkt als es kaum Blogs gab, schon gar nicht in Deutschland. In wenigen Jahren wurde Basic Thinking zu einer der wichtigsten tech-Publikationen Deutschlands und erhielt auch international Anerkennung. Ich finde es sehr bewundernswert, was Robert Basic damals aus dem Nichts im Internet aufgebaut hat. Eine echte Legende.


Mehr Antworten unter dem Schlagwort Weird Internet Career hier im Blog. Du hast auch eine seltsame Internet-Karriere? Dann schreib mir deine Antworten!