Zehn Fragen, zehn Antworten (Digitale Januar-Notizen)


Seit zehn Jahren erscheint der monatliche Newsletter Digitale Notizen (Hier kannst du ihn kostenfrei abonnieren!). Zum Jubiläum habe ich zehn Leser:innen-Fragen beantwortet und ein kleines Resüme gezogen. (Foto: Unsplash) Weiter unten gibt es auch ein neues Experiment ;-)



Hast du es jeden Monat geschafft, zu schreiben ober gab es Monate ohne Digitale Notizen?

So weit ich das überblicke, habe ich in der Tat jeden Monat einen Newsletter verschickt. Mal ausführlicher, mal spärlicher – aber immer zum Monatsende ging eine Mail raus.

Warum schreibst du einen Newsletter?

Weil ich es kann. Ich bin immer noch hoch erfreut darüber, dass ich unabhängig von Plattformen und völlig ohne Erlaubnis von irgendwem schreiben und damit Leute erreichen kann. Das ist ein Geschenk und eine große ÜberHerausforderung. Da mich niemand darum bittet oder danach fragt, muss ich mich immer wieder neu motivieren, hier zu schreiben.

Wie organisierst du dich?

Der Rhythmus organisiert mich: die Festlegung, jeweils zum Ende des Monats eine Mail mit einem Schwerpunkt-Text zu verschicken, gibt Orientierung und Struktur. Und erstaunlicherweise ist es leichter, eine Redakteurin oder einen Lektor davon zu überzeugen, dass eine Folge ausfallen muss – als viele hundert Leser:innen. Deshalb habe ich da ehrlich gesagt nie dran gedacht.

Wie hat sich deiner Meinung nach der Diskurs im Internet in diesen zehn Jahren entwickelt?

Es ist noch schwieriger als vor zehn Jahren, darauf hinzuweisen, dass das Internet ein Geschenk ist. Mittlerweile sind auch die Wohlmeinenden immer häufiger enttäuscht oder zynisch geworden.

Was war die mutigste Entscheidung, die du je für deinen Newsletter getroffen hast? Und was hat sich dadurch verändert?

Ich habe angefangen, Mailadresse aus der Datenbank zu löschen. Anfangs dachte ist, das geht gar nicht. Mittlerweile weiß ich, dass alle es tun – und tun müssen.

Inwiefern hat der Newsletter das Bloggen ersetzt?

Mir hat der Newsletter das Bloggen gerettet. Durch den Zwang, jeden Monat etwas zu schreiben, habe ich das Blog am Leben gehalten. Und dann gilt fürs Bloggen die einfache Regel: du wirst besser, wenn du es machst! Mir jedenfalls geht es so: wenn ich etwas gebloggt habe, fallen mir sofort Dinge ein, die ich auch bloggen will. Wenn ich länger nichts gebloggt habe, fällt mir meist auch nichts ein.

Welche Erwartungen und Hoffnungen hat das WorldWideWeb erfüllt, welche eventuell gar übertoffen und welche nicht erfüllt?

Es hat Daten von ihrem Träger gelöst und Wissen teilbar gemacht. Das war immer eine theoretische Vision, das Web hat sie lebbar gemacht – und damit gezeigt, dass theoretisches Wissen nicht bedeutet, dass es auch praktisch umgesetzt werden kann. Ich bin immer noch der Meinung, dass das Internet und die Vernetzung durch das Web und Social-Media das größte Geschenk meiner Generation war und ist – wir sind leider haltlos überfordert mit den Möglichkeiten und Chancen, die mit diesem Geschenk verbunden sind.

Noch. Denn mich hat das Web vor allem eine Haltung gelehrt, die Möglichkeiten sieht. Wir werden lernen mit diesem Geschenk umzugehen und in einer oder spätestens zwei Generationen nicht mehr verstehen, warum Menschen so viel gejammert haben übers Internet.

Soll ich auch einen Newsletter schreiben?

Da ich die fragestellende Person nicht persönlich kenne, muss ich sagen: Du musst gar nichts. Für alle, die ich kenne und die sich die Frage stellen, würde ich sagen: Probier es aus! Ich würde jedenfalls von sehr vielen Menschen viel lieber Newsletter als gar nichts lesen ;-)

Was willst du in den kommenden zehn Jahren lernen?

Zuhören! So wie das Internet als Geschenk immer noch missverstanden wird, unterschätzen wir auch die Möglichkeiten der Kommunikation, die durch die Vernetzung möglich wurden. Statt nur zu senden, müssen öffentliche Akteur:innen und Medien viel besser lernen zuzuhören.

Was ist das nächste große Dinge für die kommenden zehn Jahre?

Aufmerksamkeit!

Im Zusammenspiel von Inhalt, Reichweite und Aufmerksamkeit sind die beiden ersten Aspekte ausreichend optimiert worden. Daten wurde vom Träger gelöst und sind verlustfrei duplizierbar geworden. Inhalt war jahrelang verknappt. Jetzt ist er im Überfluss vorhanden – und alle kämpfen um Reichweite. Auch weil uns andere Kriterien zunehmend verloren gehen – vor allem dadurch, dass die Plattformen uns mit diesem sinnbefreiten Reichweiten-Versprechen ködern. Ich bin davon überzeugt, dass wir uns in Zukunft viel stärker mit dem befassen werden, was nicht duplizier- und steigerbar ist: unsere Aufmerksamkeit!

Zum Abschluss habe ich auch eine Frage an dich: Wie gefällt dir der Newsletter?


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