„Wir machen Nachrichten“ lautet der Slogan eines neuen Internet-Magazins, das offenbar heute gestartet wurde (kommentiert wird schon seit letzter Woche). Zoomer soll – laut W&V – „das Newsportal für die Generation StudiVZ und SchülerVZ werden, also für die 14- bis 34-Jährigen Web-2.0-affinen jungen Deutschen“.
Dass man sich bei zoomer mit dem Internet auskennt, beweist Herausgeber Ulrich Wickert im Vorstellungsvideo in der Meldung zoomer.de geht online. Dort behauptet der ehemalige Tagesthemen-Mann, die Holtzbrinck-Seite („glaubwürdig, aktuell, gegengecheckt“), sei „das erste echte Internet-Nachrichtenportal“.
Neu daran scheint vor allem zu sein, dass die Autoren namenlos bleiben. In dem Innenleben genannten Blog aus der Redaktion schreibt jemand, dessen Namen ich nirgends gefunden habe, zunächst vor allem darüber, dass er vor neun Monaten in seinem alten Job steckte und Cappucino in einer Flughafenlounge getrunken hat. Der Autor ist jetzt offenbar der Chef von zoomer.
Interessant an zoomer ist, dass „das erste echte Internet-Nachrichtenportal“ komplett auf Ressorts verzichtet. Zumindest gibt es keine Ressort-Navigation, die – meist ebenfalls autorenlosen – Texte sind dennoch den Ressorts „aktuell“, „nachrichten“ und „netz“ zugeordnet – das merkt man aber erst, wenn man auf den Ressort-Seiten ist, die aber – mangels Navigation – schlecht ins Gesamtangebot eingebaut sind. Inhaltlich greift zoomer auf Agenturmaterial zurück und lässt – getreu dem Motto „glaubwürdig“ – eine Ex-Teilnehmerin der Fußball-Fachsendung „Germanys Next Topmodel“ das Bundesliga-Geschehen der Woche kommentieren.
Spannend finde ich die Ankündigung, Nachrichten mit der Meinung der Community zu verbinden. Leider verstehe ich die farbigen Zahlen, die unter jedem Startseiten-Teaser stehen, nicht direkt. Unter der Meldung So funktioniert zoomer erhoffe ich mir eine Erklärung. Leider ist da wieder nur das Wickert-Video und die Behauptung, ich befinde mich im ersten „echten Internet-Nachrichtenportal“, zu sehen. Die Zahlen unter den Teasern – so spekuliere ich – drücken eine Mischung aus User-Meinung und Aktualität aus. Wie sie zustande kommen (nicht ganz unwichtig zur Einschätzung des Angebots), habe ich aber nicht herausfinden können. Das liegt auch daran, dass ich mich gefragt habe, wie die Community von zoomer überhaupt funktioniert. Die Profilseiten liegen auf den Texten und versammeln lediglich Beiträge der User.
Übrigens: Das Impressum von zoomer ist gesichtsloser als die Selbstdarstellung der großen deutschen Nachrichtenportale – da hilft es auch nichts, dass unter der Redaktionsadresse mehrere nicht ausgefüllte Porträt-Köpfe angehängt sind. (via Tagesspiegel)
Disclosure: Ich arbeite für jetzt.de – das junge Magazin der Süddeutschen Zeitung.
Mehr News-Ideen vom Telegraph, dem Independent, vom New York Times Style Magazine, vom Radio-Sender NPR-Music, von der Newsweek, vom Guardian, von der britischen Times, der International Herald Tribune und dem britischen Online-Magazin First Post
14 Kommentare
[…] Dirk von Gehlen (jetzt.de) schreibt in seinem privaten Blog: “… Inhaltlich greift zoomer auf Agenturmaterial zurück und lässt – getreu dem Motto […]
ich halte es eher mit der medienlese.com. mir gefällt das portal. und die kelinteilige kritik weist eher darauf hin, dass man nichts wirklich großartiges zum kritsieren gefunden hat.
ich habs schon woanders gepostet: Ich sehe natürlich auch Agentur-Material (wie bei allen anderen auch), aber eben auch viel eigenes. Hörbilder und Grafiken sind ganz offensichtlich unique und dass die Texte sowohl bei zoomer als auch bei tagesspiegel.de auftauchen werden, haben die schon vorher bekannt gegeben. Auch dass man nicht erklärt bekommt, wie die Nummer funktioniert, kann ich nicht verstehen. Auf der Startseite mitten drauf steht ganz groß ein „i“. Draufklicken macht schlau.
Die Autoren jedes Top-Themas stehen mit Bild und Namen bei jeder Story und dazu kommen viele Features, die ich so noch selten im deutschen Netz gesehen habe: Gute News-Flash-Grafiken, Foto-Strecken, die, wie ich gesehen habe, bis jetzt jedenfalls inhaltlich motiviert sind und jeweils eine Geschichte zum Thema erzählen – find ich gut. Und „Hörbilder“ st mal ein ulkiger Name, als zusätzlicher Inhalt aber sehr gut. Früher nannte man das wohl audio-slide-show.
Man kann also nicht sagen, dass hier auf Teufel komm raus nach den letzten Klicks gegeiert wird. Da kenne ich ganz andere Exzesse. Und schließlich: Wieso sollten in Inhalten nicht Klicks entstehen, die man auch vermarkten kann? Wenn der Inhalt stimmt, dann muss er ja auch irgendwie bezahlt werden. Dieses immer gleiche Genöle: ‚ÄúKlickvieh‚Äù, ‚Äúkeine eigenen Inhalte‚Äù, ‚Äúnichts uniques‚Äù ‚Ķ ich kann‚Äôs einfach nicht mehr hören.
@mehrhits: Soll ich dir sagen, warum du dieses „immer gleiche Genöle: ‚ÄúKlickvieh‚Äù, ‚Äúkeine eigenen Inhalte‚Äù, ‚Äúnichts uniques‚Äù“ nicht hören kannst? Ich habe es nicht gesagt
Dirk hat Recht
Zitat: „In dem Innenleben genannten Blog aus der Redaktion schreibt jemand, dessen Namen ich nirgends gefunden habe …“
Sorry, wenn ich schmunzle, aber der steht direkt zwischen Überschrift und Text ;)
Zu den blauen und grünen Punkten gibt es auf der Startseite oben einen Infobutton, ich schreibs aber auch nochmal in den Text rein, danke.
Gruß –> -y-
Lieber Frank Syre, bei mir sieht das so aus
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Besten Gruss
[…] Inhalte: jetzt.de-Klicklord Dirk von Gehlen hat festgestellt, das man wohl zum großen Teil Agenturmeldungen einsetzt. Was die Frage aufwirft, was die […]
@mehrhits
„Auf der Startseite mitten drauf steht ganz groß ein ‚Äúi‚Äù. Draufklicken macht schlau.“
Ich darf mal lachen. Unter „ganz groß“ verstehe ich nun wirklich etwas anderes. Mir ist das „i“ jedenfalls auch nicht aufgefallen, obwohl ich mir Zoomer berstimmt 30 Minuten lang angeschaut habe. Erst als ich den Kommentar hier gelesen habe und gezielt danach suchte, wurde ich fündig.
Entweder bin ich blind oder dieser Info-Button ist einfach schlecht gemacht. Vielleicht doch etwas klein und hebt sich von diesem bunten Hintergrund schlecht ab. Bei vielen Browsern, die gerade in der „Zielgruppe“ genutzt werden, wird Zoomer auch fehlerhaft dargestellt. Das hätte man ja mal testen können.
Von Barrierefreiheit will ich dabei erst gar nicht sprechen, Menschen mit Handicap gehören sicherlich nicht zur „Zielgruppe“ dieser neuen Nachrichtenseite und warum sollte man auch auf die Rücksicht nehmen?.
Gehörst Du eigentlich zu zoomer.de? Deine Aussagen und Deine Wortwahl lassen das stark vermuten und der Nickname ist mir schon bei Kommentaren auf anderen Sites aufgefallen. Wäre dann allerdings besser, so einen Kommentar auch kenntlich zu machen, damit der Leser weiß von wem es kommt.
Hallo Nordschleife,
ich habe Deine berechtigte Frage nach der Barrierefreiheit direkt im „Innenleben“ bei zoomer.de gestellt. Der Kommentar dort wurde allerdings in Rekordgeschwindigkeit gelöscht. Behinderte Menschen und Kritiker müssen bei zoomer.de wohl draußen bleiben.
[…] Frank Syre will die Kritik an seinem Portal entkräften und bringt dabei auf den Punkt, was ich den Konstruktionsfehler von Zoomer nennen würde: Angeblich gibt es keine Ressorts, sie dienen lediglich als Hilfsmittel. […]
@smiky:
Vielleicht lag es an der Art und Weise, wie Du gefragt hast? Wir löschen nichts, was nicht unsachlich ist oder sonstwie gegen die Netiquette verstößt … Mit sachlicher Kritik setzen wir uns gerne auseinander – daraus können wir ja nur lernen. Wenn es ungerechtfertigt war, mail mir bitte in etwa Datum und Uhrzeit Deines Kommentars, dann such ich mir den nochmal raus und prüfe das.
@smiky / nordschleife: Das Thema wurde auch von anderer Seite aufgegriffen (und nicht gelöscht …). Auf den ersten Blick mag es dank Flash und anderen Multimedia-Anwendungen so aussehen, dass Barrierefreiheit keine Rolle spielt. Wenn man sich aber mal im Quellcode herumtreibt, sieht man z.B. dass es alle Abschnitte auch in HTML hinterlegt gibt, damit also auch eine alternative Navigation möglich ist. Ich will nicht komplette Barrierefreiheit in Anspruch nehmen, denn dazu sind die Anforderungen auf zu altem Stand. Was möglich war, haben wir aber umgesetzt. Und daran werden wir weiter arbeiten, darauf legt unser Chef-Techniker höchsten Wert.
Was die Browser angeht: Leider entwickelt sich die Definition von HMTL und Scripten in den einzelnen Familien immer weiter auseinander. Das bedeutet, dass fast jede Browser/OS-Kombination eigene Befehle im Quellcode braucht. Wir arbeiten uns da nach Verbreitungsstärke von oben nach unten durch. IE, Firefox und Safari auf den letzten beiden Versionen von Windows und Mac-OS waren da erstmal im Fokus für uns. Opera und Camino sowie ältere Versionen der erstgenannten Browser sind die nächsten Kandidaten. Hauptproblem ist meistens Flash, da viele Features der 9er-Version nicht abwärtskompatibel sind.
lg –> -y-
[…] dass Mercedes Bunz und er sich beim Start von Zoomer.de nicht so richtig gut verstanden […]
[…] Mehr News-Ideen vom Telegraph, dem Independent, vom New York Times Style Magazine, vom Radio-Sender NPR-Music, von der Newsweek, vom Guardian, von der britischen Times, der International Herald Tribune, dem britischen Online-Magazin First Post sowie vom “ersten echten Internet-Nachrichtenportal” Zoomer […]
Zoomer ist zwar ganz nett, aber mann kann die Artikel leider „nur“ kommentieren und nicht eigene Artikel veröffentlichen. Da gefällt mir http://www.online-artikel.de besser. Bei OA kann jeder eigene Meldungen veröffentlichen, andere bewerten und Comments abgeben. Das nenne ich echtes Web 2.0 Plattform.
Ausserdem hilft es einem hinsichtlich Marketing und Promotion der eigenen Projekte, weil die Meldungen unter anderem bei Google News veröffentlicht werden.