In der bereits vergangenen DU-Ausgabe Digitales Leben – Reportagen aus der Parallelwelt gibt es ein Interview mit William Gibson, in dem dieser sehr lesenswert über Facebook und Twitter spricht. Ich will schon seit einer Weile auf das Gespräch hinweisen, da es aber online nicht verfügbar ist, komme ich erst jetzt dazu, wo bereits eine neue Ausgabe erschienen ist.
Gibson lobt in dem Gespräch Twitter als „perfekte Maschine zum zufälligen Zugriff auf Neues“. Er sagt:
Twitter fühlt sich wie eine Maschine an, die permanent das tut, was ich tun muss, um zu schreiben: aus dem Fenster schauen, eine Zeitschrift lesen, einen Turnschuh anschauen, einen Brief beantworten, etwas überdenken – also einen zufälligen Zugriff auf Neues erhalten.
Das ist erstaunlich, weil Twitter häufig genau dieser Wundertüten-Überraschungseffekt abgesprochen und stattdessen der Überforderungs-Aspekt betont wird. Gibson hingegen sagt, dass er diese Ablenkung zur Inspiration schon vor Twitter und vor dem Web gesucht habe. Deshalb nutzt er Twitter als „einen effizienten und irgendwie ungehobelten Neuigkeitengenerator“. Diesen grenzt er klar von Facebook ab (zu hierachisch organisiert), das im Vergleich zur „chaotischen Straße“ Twitter für ihn eher ein Kaufhaus ist.
Was er auf dieser Straße findet, beschreibt er so – und liefert damit das beste Gegenargument für alle, die sich einen der fünf Twitter-Mythen zu eigen machen (wie z.B. Bill Keller ):
Twitter ist wie eine gute Zeitschrift ohne Editor – reines Crowdsourcing und massgeschneidert auf meine Bedürfnisse. Verstehen Sie mich nicht falsch: Ich liebe Zeitschriften noch immer, ihre Haptik. Allerdings nicht so sehr, wie ich rohe Informationen liebe.