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Dieser Text ist Teil der Juni-Folge meines monatlichen Newsletters „Digitale Notizen“, den man hier kostenlos abonnieren kann. Das Buch, um das es im folgenden geht, heißt Anleitung zum Unkreativsein.
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Es geht! Dieses Ergebnis stelle ich der Zusammenfassung meines Buch-Newsletter-Experiments der vergangenen Wochen voraus. Es geht, es macht Freude und eröffnet neue Möglichkeiten, wenn man ein Buch digital denkt: als Newsletter, der wie ein Seminar oder ein Workshop über einige Wochen regelmäßig Leser:innen begleitet.
Darum geht es nämlich: Wie können wir Bücher digital denken? Zwei eher alte Techniken zu einem neuen, innovativen Ansatz verbinden – das ist die Idee dessen, was ich Buch-Briefing nenne. Ein Newsletter-Service, der Bücher in digitale Kapitel aufteilt, die ondemand und regelmäßig bezogen werden können. Im Sachbuchbereich ist die Referenz für diese Methode der Workshop bzw. das Seminar, in der Belletristik liefert die Idee des Fortsetzungsromans bzw. der Serie die Referenz fürs Buch-Briefing.
Vorteil für Produzierende wie Konsumierende: Es gibt eine Verbindung. Als Autor:in kenne ich meine Leser:innen – weil ich durch die regelmäßigen Mails in Kontakt stehe. Das erzeugt nicht nur Nähe, sondern liefert auch Kund:innen-Daten.
Das Experiment
Gerade ist mein Buch „Anleitung zum Unkreativsein – auf anderen Wegen zu neuen Ideen“ erschienen. Ein Reverse-Ratgeber, der mit Hilfe der Kopfstandmethode neue Zugänge zu kreativen Lösungen aufzeigt. Die zentrale These des Buches lautet: Wer neue Ideen will, muss lernen die Perspektive zu wechseln.
Diesen Gedanken habe ich in einen elfwöchigen Newsletter auf Steady gegossen. Da ich Akronyme mag, habe ich jeder Folge einen Buchstaben des Wortes PERSPEKTIVE vorangestellt: „Ein Wort, eine Übung, eine Frage – drei Gedanken zum Thema Kreativität“ lautet das Konzept des kurzen Newsletters, der jeden Montag um 19 Uhr einige Gläser aus dem großen Fass zapfte (Symbolbild: unsplash). Mit diesem Bild lässt sich vermutlich am besten das Verhältnis zwischen Buch (Fass) und Newsletter (Gläser) beschreiben. Der Newsletter zerlegt das große Granze in kleinere Einheiten, die leichter konsumierbar sind. Warum macht er das? Weil er auf diese Weise entweder Werbung für das Fass macht (Marketing fürs Buch) oder weil sich auf diese Weise vielleicht sogar Gläser verkaufen lassen (neues Geschäftsmodell Buchbriefing).
Um rauszufinden, welche Chance in dieser Form der Buch-Digitalisierung zum Newsletter liegen, habe ich die Anleitung zum Unkreativsein in einen Newsletter überführt und eine Nutzer:innen-Befragung angeschlossen, deren Ergebnisse ich unten zeige. Zunächt zum besseren Verständnis nochmal die Gegenüberstellung der beiden sich ergänzenden Ansätze „Buch“ und „Newsletter“
Das Buch bietet den gesamten Inhalt auf einmal Inhalt abgeschlossen Einmaliger Kontaktpunkt Keine weiteren Lese-Anreize Lautsprecher-Prinzip Kein Rückkanal Keine Nutzer:innen-Daten Leser:in kauft den Inhalt Produkt als dominante Idee |
Der Newsletter zerlegt den Inhalt in Folgen Inhalt aktualisierbar Schafft wiederholte Kontaktpunkte Regelmäßige Lese-Anreize Kopfhörer-Prinzip Rückkanal/Austausch möglich Nutzer:innen-Daten Leser:in kauft auch die Zeit zum Lesen Prozess als dominante Idee |
Das Ergebnis
Buch und Newsletter aus dem Experiment lassen sich nachlesen – das Buch am liebsten hier beim Rheinwerk-Verlag bestellen. Der Newsletter steht kostenfrei drüben bei Steady – und zwar mit diesen Folgen:
P wie Position
E wie Erwartung
R wie Ritual
S wie Spielen
P wie Paradox
E wie Erfolg
K wie Kombination
T wie Teilen
I wie Ideen
V wie Version
Die Erkenntnis
Und funktioniert das jetzt? Um Antworten auf diese Frage zu bekommen, habe ich die Leser:innen des Newsletter befragt. Hier eine Zusammenfassung der vier wichtigsten Erkenntnisse. Die qualitativen Antworten aus der Umfrage habe ich ausgelassen, sie beziehen sich vor allem auf die konkrete Ausgestaltung des Newsletters zum Buch, das quantivative Feedback lässt aber diese sehr positiven Schlüsse für die Idee Buchbriefing zu:
1. Es gibt eine überwiegende Mehrheit, die die Idee Bücher zu Newslettern zu machen, gut findet
2. Es gibt einen Zusammenhang zwischen Buchkauf und Newsletter, überwiegend positiv für die Kaufabsicht des Buches
3. Der Newsletter erreicht offenbar andere Leser:innen als das Buch. Er kann also als Marketing für das Buch verstanden werden:
4. Es gibt eine überwiegende Kaufabsicht, für die neue Produkt-Kategorie „Buch-Newsletter“ in Zukunft Geld auszugeben
Die nächsten Schritte
Mich bestätigt dieses Experiment, den Grundgedanken von Buchbriefing fortzuführen. Besonders interessiert es mich, diese Idee mit dem so genannten Inspirierenden Journalismus zusammenzudenken. Denn hier liegt ein sehr kurzfristiger Mehrwert dieser Newsletter-Strategie. Aber auch in belletristischen Zusammenhängen sehe ich Potenzial in der seriellen Form des Lesens. Falls Sie sich für diese Ideen interessieren und Sie unterstützen wollen: melden Sie sich bei mir!