Der Medien-Doctor

Ken Doctor, Autor des Buchs Newsonomics war zu Besuch in Deutschland. Dabei hat er nicht nur über Werbung gesprochen, sondern auch Werbung gemacht – für sich. kress.de hat seine Thesen zusammengefasst, wasmitmedien hat ihn genauso interviewt wie Ulrike Langer und auch dem Kollegen Alexander von Streit hat er bei Focus Online Fragen beantwortet. Dabei sagt er durchaus spannende Dinge (die natürlich in Wahrheit nicht wirklich neu sind). Er verkennt aber einen entscheidenden Punkt in der Debatte um Medien im digitalen Raum: dass es vielleicht gar nicht nur um Nachrichten geht.

Angesprochen auf die Zukunft von Paid Content im Netz sagt er:

Es geht um die Frage, wofür die Leser zu bezahlen bereit sind. Die menschliche Natur ist gar nicht so schwer zu ergründen: Sie werden für das bezahlen, was sie wertvoll finden und nicht woanders kostenlos bekommen. Daher werden Angebote wie überregionale Wirtschaftsmedien oder lokale Wochenpublikationen mit umfassenden, tiefgehenden und eigenen Inhalten in der Lage sein, von ihren Lesern Geld zu verlangen. Sehr viel schwerer werden es Medien mit kostenfreien Konkurrenzangeboten haben, wie zum Beispiel Großstadt-Tageszeitungen in den USA.

Was er nicht sagt: Warum diese Medien es schwerer haben werden? Die Antwort lautet meiner Meinung nach: Weil sie sich (auch weil Menschen wie Doctor ihnen das raten), einzig auf Nachrichtentransport konzentrieren. Ich glaube, Medien tun viel mehr als Informationen von A nach B zu bringen. Sie versammeln Leserschaften, die miteinander verbunden sind. Diese Verbindung abzubilden, führt dazu, dass man nichtkopierbare Ereignisse schafft. Es führt dazu, dass man ein Produkt bekommt, das nicht an jeder Ecke auch umsonst finden kann. Es führt dazu, dass man sich einer Gruppe zugehörig fühlt, die sich versammelt, weil sie eine ähnliche Haltung/Ansicht/Lebenseinstellung teilt.

Vielleicht sollten wir mehr darüber reden, wie diese Haltung aussieht als über die Frage, wie man Nachrichten transportiert.

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