Im Spiegel-Blog gibt es eine Antwort von Ralf Hoppe, auf die Fragen, die Alexander Svensson zu Hoppes Text „Volksreporter“ aufgeworfen hatte. Hoppe schreibt von seiner eigenen Recherche und gesteht einen Fehler ein:
Bei dieser Gelegenheit erfuhr ich von jenem Gerücht: Regierung und Banker wollten die Goldschätze außer Landes bringen, Startbahn oder Flughafen müssten blockiert werden. Ich nahm mir ein Taxi und fuhr zum Flughafen. Dort traf ich Isländer, die dort standen, weil sie verhindern wollten, dass die Regierung irgendwelche Schätze außer Landes fliegt. Sie waren da, um die Startbahn zu blockieren, sie standen vor dem Flughafen. Der Abend blieb mir in Erinnerung, denn die Leute schienen mir irgendwie typisch in ihrer gereizten Orientierungslosigkeit. Ich sprach mit einigen von ihnen, stand eine Weile frierend herum und fuhr dann wieder zurück ins Hotel. Dass sie ihr Vorhaben nicht umgesetzt haben, ist mir inzwischen klar geworden. Um so peinlicher, dass mir so ein Fehler in einem Text passiert, der sich mit der Genauigkeit von journalistischer Arbeit beschäftigt.
Das finde ich erstaunlich, weil ich das Wort Fehler hier fast zu hart finde. Dann kommt Hoppe zurück zu dem, wovon seine Kolumne eigentlich handele: zur Frage des Medienwandels.
Sie handelt etwa von der, wie ich es sehe, durch das Netz und die sozialen Medien beförderte Neigung, sich schnell, aber oberflächlich zu empören, irgendwas zu liken oder eben jemanden als Lügner und Arschloch abzustempeln. Was machen die sozialen Medien mit der Generation der Jungen? Wie modelliert das Netz ihre Kommunikation, ihr Denken, Fühlen?
Eine Antwort kann man wohl gerade nachlesen: Das Netz modelliert aus Publikation eine Form der Kommunikation. Und damit verändert sich auch das Berufsbild des Journalisten.
3 Kommentare
Oh je. Das Wort Fehler „fast zu hart“?
Weil man ja weiß, dass es die Spiegel-Schreiber mit den Fakten nicht so genau nehmen (Hey, dafür haben sie ja ihre 80 Dokumentare!)?
Oder weil Hoppe noch immer nicht begriffen hat, was der Unterschied ist zwischen Bänkern, die ihr Vermögen verschieben, und Regierungen, die „Goldschätze“ außer Landes schaffen?
Oder weil er immer noch nicht begriffen hat, was der Unterschied ist zwischen Menschen, die davon reden, dass man mal einen Flughafen besetzen müsste, und solchen, die einen Flughafen tatsächlich besetzen?
Anders als Ihnen ist Hoppe immerhin aufgefallen, dass es peinlich ist, wenn ein Printler ausgerechnet mit einer so haarsträubend schlampigen Story „den“ Bloggern Schlampigkeit vorwirft. Womit der Altmänner-Teil dieser Medienwandel-Geschichte in sich zusammenfällt – dass dieser Wandel zu schlechterer Qualität führen müsse. Warum sollte man mit jemand, der das offensichtlich immer noch glaubt (weil das seinen Job rechtfertigt), aber das Gegenteil praktiziert, überhaupt über den anderen Teil der Medienwandel-Geschichte reden – dass nämlich junge Menschen andere Medien anders nutzen als ältere?
[…] hätten die Finanzkrise verlässlicher und vertrauenswürdiger begleitet als die isländischen. Dirk von Gehlen sieht die Angelenheit als Indiz dafür, wie das Netz den Journalismus und den Journalistenberuf […]
Mir ist das sehr wohl aufgefallen – und ich finde das ja auch unbestreitbar für jeden sichtbar. Gerade deshalb muss man ja nicht mehr auf der Begrifflichkeit Fehler oder Schlampigkeit rumreiten.
Die Geschichte illustriert doch in Gänze, dass die im Print-Text aufgestellte These in sich selber zusammenfällt. Diesen Subtext wollte ich eigentlich nicht weiter betonen, weil ich dachte, dass er wie ein stilles Schmunzeln über dem ganzen Fall schwebt. Und dieses Schmunzeln finde ich viel charmanter als das harte Auflachen