In den vergangenen Tagen ist viel über den Weg des Lexikons Brockhaus ins Internet diskutiert worden. Auf der Website des Verlags steht:
Ab Mitte April finden Sie an dieser Stelle das neue, kostenlose Lexikonportal von Brockhaus. ¬ªBrockhaus online¬´ liefert richtige, relevante und sichere Informationen aus allen Wissensgebieten und wird auch in der multimedialen Ausstattung neue Maßstäbe setzen.
Was da nicht steht: Es gibt keine neue gedruckte Auflage des Brockhaus. Das war vielen Autoren Anlass für Nachrufe auf das Lexikon. Die wiederholt gelobte hr2-Sendung Der Tag widmete sich dem Thema nachfragend – in der Sendung Patient Buch, in der der Brockhaus-Pressesprecher sinngemäß gesteht: Wenn alle, die jetzt das Ende des gedruckten Brockhaus beweinen, ihn gekauft hätten, hätten wir ihn nicht eingestellt.
Beispielhaft für viele Kommentare möchte ich hier auf den von Rudolf Walther im Freitag verweisen. Er schreibt:
Es ist eine aberwitzige Marotte zu glauben, kompetent organisiertes Wissen gäbe es zum Nulltarif. Solange die Finanzierung von Gratis-Online-Lexika durch Werbung nicht funktioniert, ist mit zweierlei zu rechnen – mit Qualitätsverlusten und mit dem Verschwinden einer kulturellen Institution von Brockhaus¬¥ Format.
Jetzt entdecke ich hier ein Interview mit Wired-Chef Chris Anderson (von dem in gleichem Zusammenhang hier bereits im Dezember die Rede war). Darin erläutert er, warum die Umsonst-Kultur im Netz nicht ausschließlich negativ sein muss für bestehende Geschäftsmodelle. Er kombiniert die Umsonst-Kultur mit der von ihm aufgebrachten Kultur des so genannten Long Tail :
The Long Tail is all about infinite choice. If you can give people infinite choice, you can discover the latent demand for products of niche appeal. Infinite free shelf space was essentially the enabling factor. It was simply by being able to be indiscriminately, profligately wasteful that we are able to discover the demand for niche content.
What we’re discovering about the world of the narrow, of the specific, of the niche is that’s where people’s engagement is the highest. That’s where they care about stuff. We have relatively superficial engagement with mass products and relatively deep engagement with niche products. As you go down the tail of popularity, people will pay more to reach narrow audiences than they will to reach broad audiences. You can sell things for big money; you can charge more for advertising.
Wem das Interview zu lang ist: Anderson hat im Rahmen der Nokia World 2007 einen sehr interessanten Vortrag gehalten, in dem er das System von „Free“ erläutert. Man kann ihn übrigens als MP3-Downloaden und kostenlos anhören. Gleiches gilt – wie er in dem Interview ankündigt – auch für sein Buch:
The issue is going to be free. Send us your snail-mail address, and we’ll send you an issue free.
1 Kommentar
[…] in seiner Ausschließlichkeit natürlich falsch ist (was man auch im bei Campus erschienen Free von Chris Anderson nachlesen kann), aber vor allem, weil der Text am Ende leider doch nur die bestehenden Fronten […]