Wer einen Grund zur schlechten Laune sucht, hier ist er: „Jetzt gibt es sogar schon Nachrufe auf Internet-Memes.“ Alles an dem Satz macht missmutig. Der Anlass (Grumpy Cat ist tot) und die darauf folgenden medialen Verwertungsmechanismen (Nachrufe!) laufen konsequent auf den einen Satz zu, der mit der missmutig schauenden Katze auf ewig verbunden sein wird: „I had fun once – it was awful“
Es war ein Spaß, sich an der Katze zu erfreuen, die mit einem besonders missmutigen Gesichtsausdruck beschenkt und von ihrer Besitzerin „Tadar Sauce“ getauft wurde. Doch der Spaß ist jetzt vorbei! Die vermeintlich schlechte Laune als Reaktion auf alles, war einer der ersten Running-Gags des Internets. Aus der vermeintlich guten Zeit: Früher! Eine lustige Referenz, die mit Erwartungen brach und auf gemeinsamem Vorwissen basierte. So funktionieren Memes, die Geheimsprache in der Welt, die für alle zugänglich ist. Das war mal jung und frisch und neu – und jetzt landet dieses System der Wortwitz-Bezüge in der Nachruf-Spalte. Schlimme Welt! Niedergang, Skandal, schlechte Laune!
Doch das ist das Großartige an der kleinen Katze aus Arizona: Sie hat die schlechte Laune den Schlechtgelaunten geraubt. Wann immer ein missmutiger Griesgram auftaucht, muss man an die in Wahrheit ja lustige Katze denken – und schon ist die Griesgram weniger mächtig. Das ist der Zauber der Ironie dieses Memes: man kann es nicht mit schlechter Laune betrachten.
Deshalb wird Grumpy Cat für mich immer der beste Beweis dafür bleiben, dass das Jammern über den Niedergang der Welt im Allgemeinen und über die Popularisierung von Memes im Speziellen nicht funktioniert. Es gehört zu Memes dazu, dass sie irgendwas aus der Ecke des Geheimwissens heraustreten. Und es bleibt Grundantrieb der Welt, dass sie sich ändert. So traurig der Anlass also sein mag, dass die Katze am 14. Mai verstorben ist: Dass es mittlerweile Nachrufe auf Memes gibt, ist doch in Wahrheit ein Beweis dafür, dass Fortschritt möglich ist. Und wer das nicht so sieht, darf gerne missmutig bleiben.
Hier der Beitrag zum Phänomen von vor vier Jahren aus der Serie „15 Minutes of Fame“