Ich mag das Format „Song Explorer“ und ich mag Memes.
Als ich diese Woche sah, dass in dem Podcast das Lied des Rickrolling-Phäno-Memes besprochen wird, habe ich mir die Episode mit Rick Astley voller Vorfreude runtergeladen – und wurde trotzdem beim Anhören positiv überrascht.
Die 24 Minuten erzählen nicht nur auf wunderbare Art und Weise die Geschichte des Songs „Never Gonna Give You Up“, sie sind auch eine Geschichtsstunde in Sachen Technologie-Entwicklung und vor allem Popkultur.
Der heute 56-jährige Astley sagt in dem Podcast den wunderbaren Satz:
How can anybody dream the Internet 33, 34 years ago?
Er stellt diese großartige rhetorische Frage, weil aus dem Video zu dem Song, das anfangs erst fünf Wochen nach dem Charteinstieg veröffentlicht wurde, eine weltweites Meme geworden ist. Der Link zu dem zierlichen junge Mann in dem Clip wird heute als „Rickrolling“-Scherz verschickt, um die Empfänger:innen zu veräppelt. Zusätzlich zu genuinen Erfolg des Songs, ist der Clip so zu einem popkulturellen Phänomen geworden, das Astley auf beeindruckend pragmatische Weise akzeptiert hat. Seine Tochter habe ihm erstmals davon berichtet, erzählt er in dem Podcast und erklärt: ,Es geht nicht um dich‘. Und damit habe sie Recht behalten – es geht nicht um Rick Astley, es geht um die größere popkulturelle Geschichte.
Rickrolling und der zugrunde liegende Song zeigen auf beeindruckende Weise die Kraft und den Zauber der weltweiten Vernetzung. Beide sind Teil eines popkulturellen Kanons, eines gegenwärtigen Referenzsystems, das die Transformation vom Werk zum Netzwerk als Ausdruck der häufig Digitalisierung genannten Veränderung beispielhaft vor Augen führt.
Pop ist deshalb nicht nur ein durchgängiges Lob der Kopie und der Referenz, sondern auch Ausdruck einer Grammatik der Gemeinsamkeit. Anders ist nicht zu erklären, weshalb die Macher:innen von Ted Lasso in der gleichnamigen TV-Serie diese wunderbare Rickrolling-/Song-Referenz eingebaut haben.
In Rick Astley Haltung drückt sich aber noch ein zweiter bedeutsamer Aspekt von Pop aus: eine Offenheit fürs Neue! Diese zeigt sich nicht nur in dem Zitat, sondern auch in den Interviews – hier als Justin Bieber der 80er im US-TV oder hier auf Deutsch – die er heute gibt: Rick Astley is cool with it
How can anybody dream the Internet
ist Ausdruck eines Haltung zur Zukunft, die das Gegenteil von Fatalismus ist. Es nicht zwingend Gestaltungswillen, den man darin erkennt, aber in jedem Fall Möglichkeitssinn. Zuletzt habe ich den erkannt, als ich von diesem Projekt von Rebecca Solnit und Thelma Young las: Not Too Late ist die Website zu einem Buch, das sich mit dem Kampf gegen die Erderwärmung befasst und auf einem vielleicht pathetischen Wort beruht: Hoffnung