… wie sehr die Inflation der Meinungen deren Bedeutung relativiert: dass eben dort, wo die Produktionskosten für Veröffentlichungen sinken, auch zwangsläufig der Wert abnimmt. Endlich darf jeder mal sagen, was alle anderen auch sagen. Dabei ist völlig unerheblich, ob die Beiträge der Amateure im Einzelnen qualitativ so hochwertig sind wie jene, die noch von professionellen Autoren unter den Bedingungen einer klassischen Medienökonomie geschaffen werden. Es handelt sich gewissermaßen um eine völlig andere Art von Text.
Während ich gestern die strategischen Ausführungen von Martin Nisenholtz von der New York Times las, erschien in der FAS ein Text, der sich mit dem Wert von Leserkommentaren im Internet befasste (Untertitel: „Millionen Meinungen ergießen sich täglich ins Internet. Aber was sind das eigentlich für Texte? Und wie ernst muss man sie nehmen?“). Darin wird die obige These aufgestellt: dass nämlich der Wert der veröffentlichten Meinung allein deshalb abnimmt, weil jeder veröffentlichen kann. Ist das so? Gelten für Meinungen die gleichen Marktmechanismen wie für beispielsweise Finanzen? Oder ist die Äußerung von Amateuren nicht vielmehr Bestandteil des Systems, das man Demokratie nennt? Anders formuliert: Sinkt tatsächlich der Wert eines Wiener Schnitzels, nur weil es nicht mehr im Restaurant, sondern auch von Amateuren in der heimischen Küche zubereitet werden kann?
Ich weiß es nicht, aber vor dem Hintergrund des aktiven Rezipienten, finde ich die unterschiedlichen Ansätze der Beantwortung dieser Frage durchaus spannend.