Ich habe es ja schon erwähnt: der Freund und Kollege Thomas Ernst hat für die „Zeitschrift für angewandte Diskurstheorie kultuRRevolution“ einen Kulturrevolutionären Appell (Für eine Nutzung der digitalen Publikationsmöglichkeiten und die produktive Koexistenz von Buchkultur und Internet) verfasst, der als Antwort und Widerspruch auf und gegen den Heidelberger Appell zu verstehen ist. Die Zeitschrift selber verschweigt bisher auf ihrer Website nicht nur den Text, sondern gleich die ganze Ausgabe, der der Text enstammt: Hier kann man den Appell aber als PDF runterladen!
Anlass für den Text war für den promovierten Literaturwissenschaftler der Ärger darüber, „wie einerseits die ‚ÄòNetzenthusiasten‚Äò im Sinne einer naiven Utopie suggerieren, dass mit einem neuen Medium wie dem Internet zugleich auch alles besser werde, und wie andererseits die Verteidiger der analogen Medienwelt so tun, als könne man dem digitalen Zeitalter entweichen und irgendwie doch noch den medialen Status quo bewahren.“ Sein Vorschlag: die Nutzung der digitalen Publikationsmöglichkeiten einerseits sowie die produktive Koexistenz von Buchkultur und Internet andererseits – beides begründet er mit fünf abschließenden Forderungen:
1. Für den Internetzugang für alle. Gegen digitale Ungleichheit.
2. Für eine nüchterne und differenzierte Analyse der produktiven und problematischen Seiten des Internets. Gegen die pauschale Rede von ‚Äödem Internet‚Äô.
3. Für eine Flexibilisierung des Urheberrechts, die Nutzung von Open-Access-Datenbanken und die Einführung einer Kulturflatrate. Gegen den Begriff des ‚Äögeistigen Eigentums‚Äô und die künstliche Aufrechterhaltung analoger Bildungsprivilegien.
4. Für eine kritische Anwendung des theoretischen und historischen Wissens der Germanistik auf das digitale Zeitalter. Gegen eine im Strudel der Gutenberg-Galaxis untergehende Literaturwissenschaft.
5. Es sollte zukünftig nicht mehr heißen: ‚ÄöInternet oder Buchkultur‚Äô, sondern ‚ÄöInternet und Buchkultur – aber wie?‚Äô‚Äù