Crowdfunding kann nicht nur bei eigenen Projekten helfen, man kann es auch einsetzen, um anderen zu helfen. Genau das versuchen die Journalisten Rico Grimm und Detlef Gürtler gerade. Letzterer hat den loading-Fragebogen zu dem Projekt für den 20-jährigen Odday Alatki beantwortet.
Give Odday a Chance from Detlef Guertler on Vimeo.
Was machst du?
Wir versuchen, einem jungen Syrer ein Informatik-Studium in Deutschland zu ermöglichen. Odday Alatiki, so heisst er, stammt aus Daraa im Süden Syriens, ist gerade 20 geworden und musste vor dem Bürgerkrieg ins Flüchtlingslager Zaatari in Jordanien fliehen. Er war einer der besten Schüler, den es je an seiner Schule in Daraa gab, und er möchte Informatik studieren – in Deutschland. Die Technische Universität Clausthal hat eine bedingte Zulassung für ihn ausgestellt. Der Deutschkurs in Clausthal-Zellerfeld soll Ende Januar beginnen. Und am 21. Januar hat er einen Termin in der Deutschen Botschaft in Beirut, um ein Studentenvisum zu bekommen. Alles, was er dafür noch benötigt, ist ein Finanzierungsnachweis. Im deutschen Einwanderungsrecht bedeutet das: ein Sperrkonto mit einem Mindestbetrag von 8040 Euro. Wir versuchen, über eine Indiegogo-Kampagne dieses Startkapital für Deutschland zusammenzubekommen.
Warum machst du es (so)?
Weil wir glauben, dass Odday eine Chance verdient hat. Weil wir ihm zutrauen, den Start in Deutschland und an der Uni zu schaffen; weil es um eine (für uns Deutsche) vergleichsweise einfache Finanzierungsform geht – Geld muss auf ein deutsches Konto eingezahlt werden; und weil Odday selbst es nicht machen kann: Als Syrer darf er nicht einmal eine solche Kampagne starten, weil sein Land auf der US-Sanktionsliste steht.
Wer soll das lesen?
Jeder, der bei der Beschäftigung mit dem syrischen Bürgerkrieg das Gefühl hatte bzw. hat, da doch nichts ändern zu können, ja nicht einmal zu wissen, was richtig und was falsch ist. Weil sie hier eben doch etwas tun und ändern können. Wir garantieren dafür, dass der komplette Crowdfunding-Betrag Odday zugute kommt (alle Gebühren übernehmen wir), und dass er für nichts anderes verwendet werden kann als für sein Studium in Deutschland – that’s what Sperrkonten are made for.
Wie geht es weiter?
Am 12. Januar endet die Indiegogo-Kampagne. Wenn es gut läuft, mit einem ausreichend gefüllten Konto, um Odday sein Studium in Deutschland zu ermöglichen. Und wenn eine gute Woche später beim Termin in der deutschen Botschaft in Beirut dann alles glatt geht, können wir noch im Januar Odday in Deutschland begrüssen. Und alle, die mit 200 Euro zur Kampagne beigetragen haben, erhalten dann ein Foto von seinem ersten Tag in Deutschland, mit handgeschriebener Widmung auf der Rückseite.
Was sollten mehr Menschen wissen?
Alles geht. Es müssen nur mehr probieren. (Ludwig Hirsch)
Hier das Projekt auf Indiegogo unterstützen!
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Unter dem Schlagwort loading stelle ich in loser Folge handgemachte bzw. Crowdfunding-Projekte vor, die spannend sind und/oder für eine neue Bezahlkultur stehen. Das mache ich (auch), weil mein aktuelles Buch ebenfalls über Crowdfunding verfügbar gemacht wurde. Man kann den loading-Ideen im Blog folgen (hier den RSS-Feed zum Schlagwort „loading“ in den Reader nehmen) oder einen Newsletter mit den Vorschlägen abonnieren:
1 Kommentar
[…] Einem talentierten jungen Syrer via Crowdfunding das Studium in Deutschland ermöglichen – tolle Aktion von Rico Grimm und Detlef Gürtler. Das Geld für das Sperrkonto ist schon zusammen, jetzt gibt es was für den Start in Deutschland. Mehr bei Dirk. […]