München soll für Radler schöner und sicherer werden – heißt es im Crowdfunding-Video vom Radentscheid München. Dafür wollen die Radfahrer*innen demonstrieren: auf der 1. Münchner-Rad-Ring-Demo am Sonntag in der bayerischen Landeshauptstadt. Die Kosten für die rollende Demo sollen unter anderem mit einer Crowdfunding-Kampagne auf Startnext gedeckt werden.
Eva Heidenfelder hat gemeinsam mit Sofie Langmeier die Crowdfunding-Kampagne organisiert und beantwortet hier den loading-Fragebogen.
Was macht ihr?
Seit Ende März sammeln viele fleißige und passionierte Radlerinnen und Radler Unterschriften für ein Bürgerbegehren, das die Situation für Radelnde in München sicherer und angenehmer machen soll. Dafür braucht es beispielsweise breitere Radwege, die klar gekennzeichnet sind oder mehr Abstellmöglichkeiten. Ein weiteres Begehren fordert einen geschlossenen Radring um die Altstadt, da besonders in der Innenstadt die Situation für Radlerinnen und Radler ausbaufähig ist. Und natürlich spielt auch eine große Rolle, dass Radeln ökologischer und ökonomischer ist. Initiiert wurde das Begehren von Bündnis 90 Grüne München, ödp, Die Linke, Bund Naturschutz, ADFC München und Green City. Die Motivation hinter dem Begehren: Der Slogan „Radlhauptstadt“ soll endlich mit Leben erfüllt und München eine Vorbildstadt in punkto Radverkehr für die ganze Region werden. Denn bislang gab es von Seiten der Stadtoberen aus unserer Sicht nur Lippenbekenntnisse. Mindestens 35.000 Unterschriften braucht jedes der beiden Begehren, damit der Stadtrat sich damit befasst. Bis diesen Sonntag, 30. Juni sammeln wir noch die Unterschriften und es sieht gut aus, dass wir das nötige Quorum erreichen. Wie beim Volksbegehren für Artenvielfalt heißt es jedoch auch hier: Jede Stimme zählt! Um unseren Ideen noch einmal Gewicht zu verleihen, wollen wir am 30. Juni zum Ende der Sammelfrist zu Tausenden mit dem Radl auf den Mittleren Ring – dort, wo sonst nur Autos fahren dürfen. Die 1. Münchner-Rad-Ring-Demo kostet aber natürlich viel Geld, wir rechnen mit etwa 10.000 Euro für Bühne, Banner und Musik.
Warum macht ihr es (so)?
Ich bin seit April Mitglied im AK Fundraising, wo zähe Kollegen bereits einige Großspenden für uns sammeln konnten und wir haben auch auf vielen Veranstaltungen rund um den Radentscheid gesammelt, wo viele in ihren Möglichkeiten sehr großzügig waren. Da waren aber vor allem immer wieder die gleichen Unterstützerinnen und Unterstützer und wir haben überlegt, wie wir noch viel mehr Leute erreichen können, die vielleicht auch noch gar nichts vom Radentscheid und der Ring-Demo wissen, obwohl sie uns unterstützen würden. Ich selbst bin viel im Netz unterwegs und spende auch regelmäßig an Crowdfunding-Kampagnen für gemeinnützige Zwecke. Und meiner Erfahrung nach funktioniert das bekannte afrikanische Sprichwort „Viele kleine Leute in vielen kleinen Orten, die viele kleine Dinge tun, können das Gesicht der Welt verändern.“ gerade beim Crowdfunding super. Wir haben uns allerdings gegen betterplace entschieden, weil dort keine Dankeschöns verteilt werden konnten. Und wir wollten unseren Unterstützerinnen und Unterstützern gerne eine kleine Anerkennung zukommen lassen :-)
Wie geht es weiter?
Unser erstes Fundingziel über 5.000 Euro haben wir bereits nach gut einer Woche am 20. Mai geknackt. Wir hatten viele positive Rückmeldungen, die Leute waren richtig heiß darauf, uns zu unterstützen. Da die Laufzeit des Crowdfunding mit nur drei Wochen recht knapp ist (wir konnten aus organisatorischen Gründen nicht früher starten), wollten wir auf Nummer sicher gehen. Denn ist das erste Fundingziel nicht erfolgreich, geht das Geld an die Unterstützerinnen und Unterstützer zurück, das gilt allerdings nicht für das zweite Fundinguziel. Nun wollen wir trotzdem natürlich noch bis 28. Juni noch die restlichen 5.000 Euro einsammeln. Und wenn wir sogar über die 10.000 Euro kommen, kommt der zusätzliche Ertrag allen Veranstaltungen rund um den Radentscheid zugute. Ich bin sehr gespannt, ob wir es schaffen, nach der anfänglichen Euphorie lief es etwas zäh, aber jetzt haben wir wieder an Fahrt aufgenommen. Vor allem das Radentscheid-Radler (siehe Bild) sollte sich jeder über 16 bei diesen Temperaturen noch als kleine Erfrischung sichern ;-) „Die Unterschriftenlisten für den Altstadtring wurden übrigens bereits gestern im KVR abgegeben. Bei beiden Bürgerbegehren, dem Radentscheid München und dem Altstadt-Radlring, sind zusammen bereits über 100.000 Unterschriften zusammen gekommen. Allerdings kann bis zum 30.06. weiter unterschrieben werden, es wird für beide Begehren weitergesammelt. Nach der Ring-Demo werden alle Unterschriftenlisten zur Auszählung an das KVR übergeben, damit die beiden Begehren am 4. Juli Oberbürgermeister Dieter Reiter übergeben werden können und noch in diesem Herbst darüber abgestimmt werden kann, sofern der Stadtrat sie nicht sowieso sofort durchwinkt.
Was sollten mehr Menschen wissen?
Viele glauben, dass Radfahren in München schon recht sicher und komfortabel sein. Aber man sollte nicht immer in andere große Städte wie Frankfurt, Berlin,Köln oder Hamburg schauen mit der Aussage, dass es dort noch „schlimmer“ sei. Es geht doch immer noch besser – siehe Amsterdam oder Kopenhagen. Und sowohl beim Unterschriften- als auch Spendensammeln habe ich wiederum immer wieder gehört, dass viele gerne mehr mit dem Fahrrad in München unterwegs wären, sich aber nicht sicher fühlen und auch nie wissen, wohin mit ihrem Radl. Da geht die Wahrnehmung weit auseinander. Dass Autos teuer sind, viel Platz brauchen und umweltschädlich sind, darin sind sich auch immer alle einig, aber viele sagen eben auch, sie sehen momentan keine Alternative. Aber ein Blick auf die Hauptverkehrsadern der Stadt zur Rushhour zeigt doch jedem, dass es eine Alternative gibt. Übrigens hat die Initiative Munich Ways vor kurzem eine Studie vorgestellt, dass auch die Infrastruktur fürs Rad wesentlich kostengünstiger ist, als fürs Auto – Stichwort: Steuern sinnvoll einsetzen – nur zu Fuß gehen ist kostengünstiger.
>>> Hier das Projekt auf Startnext unterstützen!
PS: Mehr zum Thema „Rad in der Stadt“ – Daniela Becker erklärt, wie sie Radl-Botschafterin wurde, drüben bei Heiko im Blog gibt es ein spannendes Interview mit einem Radpendler und Alex Rühle hat dieses Essay in der Wochenend-Ausgabe der SZ geschrieben.