Im dritten Jahr in Folge ist der am häufigsten gestreamte Künstler auf Spotify in Deutschland ein junger Mann, den in meinem direkten Umfeld niemand kennt. Nun darf man den persönlichen Umfeld-Anekdoten nur bedingt trauen. Im aktuellen Fall scheint es dafür jedoch einen weiteren Beleg zu geben. Denn auch als der gesuchte Künstler unlängst den ersten Platz der Albumcharts einnahm, schrieb Gerrit Bartels im Tagesspiegel: den kennt ja keiner.
Er drückte das etwas feuilletonistischer aus – und zwar so:
Selbst in Kreisen, die der Popmusik nicht ganz fern stehen (…), stößt man oft auf Kopfschütteln, wenn Namen wie Trettmann, Gringo, Bonez MC, Capital Bra oder Raf Camora fallen. Nie gehört, heißt es dann, obwohl es gerade diese Musiker sind, genauer: diese Deutsch-Rapper, die Woche für Woche mit neuen Songs herauskommen und es damit sofort auf die Spitzenplätze schaffen.
Den Spitzenplatz im Spotify-Jahresranking hat RAF Camora erklommen, dessen Namen weniger Bezug auf die Rote Armee Fraktion nimmt als auf seinen bürgerlichen Namen Raphael Ragucci. Auf Instagram gefällt das aktuell 112.000 Accounts – und ich frage mich seit ich die Meldung las: Was heißt das eigentlich für unsere Vorstellung von Mainstream (hihi), wenn der Streaming-Spitzenreiter in manchen Kreisen nahezu unbekannt ist?
Mein Verdacht: Das Ende des Durchschnitts ist schneller gekommen als gedacht…