Meine Internet-Verteidigung

In der jetzt.de-Redaktion haben die Meldungen von falschen lesbischen Bloggerinnen, die in Wahrheit ältere Herren sind, eine kleine Kontroverse ausgelöst. Ich habe dazu eine Internet-Verteidigung beigsteuert:

Wir alle müssen gerade Schwimmen lernen, während das Wasser mit hoher Geschwindigkeit ins Becken gefüllt wird. Wir haben nicht viel Zeit und vor allem keinen, der es vor uns gelernt hat. Es gibt keine Schwimmflügel und erst recht keine Lehrer. Deshalb kommt es vor, dass wir ab und an Wasser schlucken oder dass ein Idiot vorbeischwimmt und uns unter Wasser drückt. Das Becken heißt Internet und es ist ganz sicher kein Spaßbad. Aber es gibt keine Alternative: Wer nicht schwimmt, geht unter.

Das ist unfair. Aber es ist auch faszinierend. Wir erleben gerade, wie die Schwimmregeln festgeschrieben werden, die in diesem Becken gelten sollen (die allermeisten gelten übrigens im Wasser genauso wie am Rand). Davon können wir irgendwann mal unseren Enkeln erzählen. Wir müssen aber umgekehrt auch sehr gut aufpassen, dass die Bademeister der Politik ihre eigene Unsicherheit im Umgang mit dem Wasser nicht dazu nutzen, jegliche Freiheit zu unterbinden. Die „Nicht vom Beckenrand springen“-Schilder, die Nicolas Sarkozy und Hans-Peter Friedrich ständig vor sich hertragen (Cyberwar = Arschbombe?), mögen ihnen Beliebtheit im Nichtschwimmer-Becken garantieren, sie bedrohen aber auch die Freiheit der Schwimmer.