An unterschiedlichen Stellen habe ich hier, hier und vor allem hier über die Besonderheiten multimedialer Erzählformen im (Online-)Journalismus gesprochen. Dabei ging es meist abstrakt um die erweiterten Möglichkeiten in Bild und Ton, die im Netz zur Verfügung stehen.
Jetzt habe ich – via dulai.blogspot.com – eine Geschichte in der New York Times entdeckt, die am konkreten Beispiel alle Stärken von Online-Slideshows bündelt. Sie heißt The Assassination of Benazir Bhutto und stammt von John Moore von GettyImages. Der 40-jährige „senior staff photographer“ war dabei, als die pakistanische Präsidentschaftskandidaten Benazir Bhutto im vergangenen Dezember auf einer Wahlkampfveranstaltung umgebracht wurde. Seine Bildreportage wird in der Slideshow um eine Ton-Ebene erweitert. Dabei handelt es sich um seinen O-Ton, in dem er das Geschehen vor Ort kommentiert und einordnet. Durch diese reflektierende Audio-Ebene wirken die Bilder noch stärker als sie es in Bewegung, also in einem Film, tun würden. Sie sind wie eingefroren und wirken wie eine bedrohliche Zeitlupe. Diese Wirkung entsteht vermutlich gerade dadurch, dass es sich nicht um authentische, eins-zu-eins-Aufnahmen handelt, sondern um unmittelbare Bilder, die aber dennoch reflektiert und gebrochen sind.
Natürlich handelt es sich bei dieser Online-Reportage um einen thematischen Sonderfall und um ein historisches Dokument. Dennoch kann man daran ablesen, wo eine Online-Slideshow Stärken hat, die über eine geschriebene oder rein fotografierte Reportage hinaus gehen. Mich fasziniert dabei vor allem die Ebene der Reflektion im Unmittelbaren. In einer Zeit, in der man zu jedem Ereignis im Fernsehen direkt bewegte (Augenzeugen-)Bilder bekommt, kann durch eine solche Form der Darstellung eine komplett neue Erzählebene entstehen. Und diese muss ihre Stärke nicht nur – wie in diesem Beispiel – in ihrer hohen Emotionalität haben. Sie kann auch tiefer gehende Informationen oder ein höheres Maß an Nähe transportieren.
So eingesetzt sind Slideshows weit mehr als nur Spielereien im Netz. Sie lassen eine wirkliche neue Form der Reportage entstehen.
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