Was wir oft vergessen, wenn wir über emotionale Debatten im Netz sprechen: Schimpfen kann eine äußerst humorvolle Tätigkeit sein. Der allein dafür zu lobende Sascha Lobo hat dies heute eindrucksvoll unter Beweis gestellt: Felix Schwenzel hatte ihn mit einer buchfrage herausgefordert und so eine Fortsetzung der Filesharing-Debatte angezettelt. Die ging dann ein wenig hin und her und endete heute in einer anwortantwortantwort, die Mario Sixtus zurecht als „Rant des Tages, wenn nicht des Jahres“ lobte. Denn mit dem Thema Filesharing von Büchern hat diese wunderbare Tirade nicht mehr viel zu tun. Es handelt sich viel mehr um einen Schimpfstreifzug durchs deutschsprachige Internet: von Kathrin Passig bis Jochen Wegner – keiner ist vor Sascha Lobos Schimpfen sicher. Ich bin mir nicht sicher, was es zu bedeuten hat, dass auch ich darin einen kleinen Abschnitt bekomme, in dem irrig behauptet wird, ich würde beim Essen in der Kantine reden – was ich natürlich allein aus Gründen des Anstands ablehne. Ich gehe davon aus, dass Sascha mir damit indirekt sagen will, dass ihm in der Sache die Argumente ausgegangen sind.
In den Kommentaren unter dem Text (die sich wegen Überlastung zwischenzeitlich in Marios Buzz-Post ausgelagert haben), wird darauf hingewiesen, dass Sascha hier ja nur „Web 2.0 Marionetten“ zum Zwecke der Werbung für sein Buch tanzen lasse. Und dass mit jeder Reaktion darauf, die Aufmerksamkeit dafür noch gesteigert würde.
Das mag stimmen. Andererseits ist diese Form der Schimpf-Aufmerksamkeit doch viel amüsanter als jene, die vor einer Woche von Moritz von Uslar, der Welt, der FAZ und den tazblogs verbreitet wurde. Dabei ging es nur um eine simple SMS-Beschimpfung („Du hässlicher Eierkopf“), mit der Aufmerksamkeit für ein Buch erzeugt wurde. Heute jedoch wird in epischer Breite und mit echtem Elan geschimpft. Das verdient doch eine Reaktion.
Und sei es nur, um beide Fälle mit der obigen Überschrift zusammenzuführen.
P.S.: Moritz von Uslars Buch heißt übrigens Deutschboden. Saschas Buch trägt den Titel Strohfeuer ist im Buchhandel und als App erhältlich – und vielleicht auch in der ein oder anderen Tauschbörse.
P.P.S.: Gelesen habe ich beide nicht. Dazu fehlt mir vor lauter Feuilleton- und Internetdebatte einfach die Zeit. Wer dennoch ein gutes Buch lesen mag, dem empfehle ich Nick Biltons fulminantes I live in the future & here’s how it works!
1 Kommentar
[…] des Buches “I live in the future an here’s how it works” von Nick Bilton (hier schon mal erwähnt). Bilton ist Autor bei der New York Times, Piel ist Chefin von 20.000 festangestellten […]