Geht das? Kann ein Verlag auf einer Crowdfunding-Plattform ein Magazin anbieten? Seit im Herbst 2012 „Eine neue Version ist verfügbar“ auf Startnext verfügbar gemacht wurde, beschäftigt mich diese Frage. Weil ich glaube, dass wir durch die Möglichkeiten des Netzes neue Verbindungen zwischen Produzenten und Konsumenten kennen lernen. Ich habe mir zahlreiche Projekte angesehen, die mal mehr mal weniger erfolgreich, diese neuen Möglichkeiten nutzen wollten – und ich glaube, Verlage sollten diese Möglichkeiten ebenfalls ausprobieren.
Es geht los: die besten Longreads aus der @SZ auf @startnext https://t.co/B38I1t4far #Langstrecke
— SZ Langstrecke (@SZ_Langstrecke) 4. Februar 2015
Ein zentraler Aspekt der Veränderung liegt darin, dass Produkte nicht mehr nur als abgeschlossene Einheiten verkauft werden können. Sie können ihre Entstehung dokumentieren. Leser können beobachten (und sich daran beteiligen), wie ein Produkt gefertigt wird. „Eine neue Version ist verfügbar“ handelt (wenn man so will) von nichts anderem als von dieser These: Wir können Kulturprodukte dank der Digitalisierung schon vor ihrer Erstellung zugänglich machen – nicht erst danach.
Heute ist ein besonderer Tag – für diese These und für mich. Denn heute startet ein Experiment, das diese These in die Tat umsetzen will: „Süddeutsche Zeitung Langstrecke“ ist der Versuch Longform-Journalismus in Deutschland auszuprobieren. Ein neues Magazin, das die besten langen Lesestücke (longreads) aus der SZ bündelt: vier Mal im Jahr – und so wie die Leserinnen und Leser es wünschen. Am 31.3. erscheint Süddeutsche Zeitung Langstrecke. Doch heute beginnt der Verkauf. Es ist ein offener Markttest, der heute auf Startnext begonnen wurde, es ist ein Subskriptionsverkauf und es ist ein Experiment – für Longform-Journalismus und für die These von der anderen Verbindung zwischen Konsumenten und Produzenten.
Ich bin sehr gespannt, wie sich dieses Experiment gestalten wird: Wie reagieren Leserinnen und Leser? Was machen mögliche Anzeigenkunden, die im Rahmen von Langstrecke erstmals ihre Buchungen öffentlich machen können? Und was bedeutet es für die Idee „Crowdfunding“? Bisher sahen wir darin vor allem den Aspekt, der gemeinsamen Zielerreichung. Eine Fundingsumme wurde zum gemeinsamen Antrieb von Konsumenten und Produzenten. Ich glaube, dass Crowdfunding auch einen zweiten Aspekt in sich trägt: die Option, ein Projekt vor seiner Erstellung zugänglich zu machen. Genau das probiert „Süddeutsche Zeitung Langstrecke“ jetzt aus.
3 Kommentare
Das Projekt finde ich persönlich durchaus interessant. In der Frage, ob sich auch etablierte Verlage im Crowdfunding versuchen sollten, bin ich allerdings anderer Meinung. Zumindest grummelt bei dem Gedanken mein Bauchgefühl gehörig, da ich Medienprojekte die auf diese Weise finanziert werden doch eher mit innovativen Angeboten jenseits der etablierten Medienhäuser verbinde. Verlage, die Crowdfunding nutzen, lagern meiner Ansicht nach letztlich das unternehmerische Risiko aus – zumindest den finanziellen Aspekt.
[…] Der Verlag macht seine Ziele transparent – in seinem Blog schreibt Dirk von Gehlen noch ein paar Sätze mehr zu der Motivation. startnext wird vermutlich Aufmerksamkeit gewinnen, was gut ist für die vielen anderen Projekte, […]
[…] Medium wie die Süddeutsche Zeitung auf den Zug der long reads aufspringt (mit seinem Projekt Langstrecke), dann wird es vielleicht langsam Zeit sich auch mal um ganz andere Bereiche des ausgiebigen […]