Die Kollegen Christian Jakubetz (Und alles Gute noch bei der Revolution) und Björn Sievers (Twitter ist kein Second Life) debattieren gerade den Wert von Twitter. Das ist lesenswert und interessant.
Christians Hauptthese (Twitter ist ein Hype vergleichbar mit Second Life) fusst auf einer Annahme, die ich in deutschen Medien so nicht wahrgenommen habe: dass nämlich ausnahmslos euphorisch über diesen neuen Kommunikationsdienst geschrieben wurde (Christian liefert dafür erstaunlicherweise auch keine belegenden Links). Meiner Beobachtung nach war das Gegenteil der Fall: Die deutschen (Print-)Medien reagierten skeptisch bis ablehnend auf das „Gezwitscher“. Dies änderte sich erst als Twitter als „Demokratisierungswerkzeug für Iran“ interpretiert wurde („Über Twitter erreichen die Regimegegner die ganze Welt.“ Focus).
So wie die 140 Zeichen in Deutschland als belanglos unterschätzt wurden, wurden sie meiner Meinung nach für Iran überschätzt – und beide Interpretationen basieren auf der gleichen ängstlichen Zurückhaltung vor dem Neuen, das Twitter für viele darstellt. Ich glaube nicht, dass diese tauglich ist um ein angemessenes Bild der Technologie zu erstellen.
Ob und wie sich diese entwickelt, ist nur schwer vorauszusagen, man kann aber sicher annehmen, dass Twitter so lange eine relevante Größe bleibt wie es den Websites als Traffic-Quelle Leser liefert – so wie die Diskussion über Christians Text auch erst in Gang kam, als er ihn auf Twitter verlinkte.
P.S.: Hier noch zwei Lesetipps zum Thema von chrisbrogan.com (A Brief and Informal Twitter Etiquette Guide) und Julie Posetti (Rules of Engagement for Journalists on Twitter).
P.P.S.: Man darf sich in Sachen Second Life übrigens nicht täuschen: als ich in einem Text andeutete, Twitter könne genauso ein schnelllebiges Trendthema sein wie Second Life vor ein paar Jahren, bekam ich einen Leserbrief eines aufgebrachten SL-Nutzers – handschriftlich und auf Papier.