Was kommt nach Facebook? Ein öffentlich-rechtlicher RSS-Reader

Mark Zuckerberg hat angekündigt, die Moderations-Richtlinien bei Facebook und Instagram zu ändern. Im Social-Media-Watchblog und bei Garvin „Hakendran“ Karlmeier und im neuen Blog von Markus Beckedahl steht was davon zu halten ist: Wenig!

Markus kommentiert mit Blick auf Meta: „Der Konzern war zu Recht immer in der Kritik, nicht ausreichend gegen Desinformation, Hass und Hetze vorgegangen zu sein. Wenn selbst die wenigen Bemühungen des Konzerns jetzt zurückgenommen werden, bedeutet das nichts Gutes für unsere digitalen Öffentlichkeiten, die immer noch weitgehend in der Hand von wenigen Konzernen sind. Und wo, wie wie in diesem Fall Mark Zuckerberg und bei Twitter/X Elon Musk eine einzige Person entscheidet, welche Regeln jetzt für eine globale Öffentlichkeit gelten.

Meine erste Gedanke auf Zuckersbergs Ankündigung war: Er macht mit all dem Werbung für Bluesky und Mastodon – doch dann erinnerte ich durch eine Story von Lukas (hier seinen Newsletter bestellen!) daran, dass ich 2018 mal in einem etwas zu langen Blogpost die Frage gestellt hatte wie es eigentlich wäre, wenn wir wieder RSS nutzen würden?

Und vielleicht ist heute ein guter Zeitpunkt, diese Frage nochmal ganz naiv zu stellen. Damals kam ich jedenfalls auf die Antwort: Es wäre eine gute Idee, einen öffentlich-rechtlichen RSS-Reader anzubieten (Symbolbild: Unsplash) Ich zitiere aus dem Jahr 2018:

1. Wir brauchen einen öffentlich-rechtlichen RSS-Reader. Unsere Rundfunkanstalten sollten nicht mit Verlegern über Textlängen diskutieren müssen, sondern eine öffentlich-rechtliche Plattform anbieten, in der Leser*innen RSS-Feeds abonnieren können – ohne dass diese gefiltert und gewichtet werden – sozusagen als technologische Grundversorgung eines freien Web. Inhalteanbieter müssten dann nur noch RSS-Feeds bereitstellen, über die sie auch Werbung ausspielen dürfen.

2. Wem das zu kompliziert ist, der kann sich das ganze ja als Mediathek für Text vorstellen, in der auch andere, kommerzielle Fremdanbieter ihre Texte (und Werbung) einstellen können.

3. Und für den Fall, dass RSS als uncool gelten sollte: Einfach mal nachschauen, wie Apple das ganze Podcast-Thema gelöst hat: über RSS-Feeds.

4. Ein solcher Ö-R-Reader sollte darüberhinaus auch Funktionen der sozialen Interaktion anbieten. Nutzer*innen können dort Empfehlungen anderer Nutzer*innen lesen und vielleicht sogar diskutieren.

5. Dass der Reader selber Open-Source sein sollte, ist eh klar. Aber auch in Fragen der Gewichtung und Präsentation sollten die Plattformbetreiber neutral und tranparent sein.

Ich habe keine Ahnung, wieviel Geld dafür nötig wäre, ich bin mir aber sicher, dass wenn man mit der Nachfolge-Organisation des Weltrundfunkvereins spricht, es überhaupt kein Finanzierungsproblem geben sollte: Die Europäische Rundfunkunion könnte einen solchen Reader DSGVO-konform auf den Markt bringen und damit nicht nur eine Antwort auf die Frage liefern: Wofür brauchen wir eigentlich öffentlich-rechtlichen Rundfunk? Mit einem solchen Angebot gäbe es auf einmal auch eine europäische Antwort auf den großen US-amerikanischen Techlash dieser Tage.

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