Immer mehr Veranstaltung werden aufgrund der Corona-Bedrohung abgesagt oder verschoben (Symbolbild: unsplash). Dabei wäre doch jetzt ein ganz guter Zeitpunkt, um die Möglichkeiten der digitalen Vernetzung nicht nur zu besprechen, sondern auch konkret einzusetzen. Der Futurist und Keynote-Speaker Gerd Leonhard (mit dem ich persönlich bekannt bin) spricht nicht nur drüber, er lädt am 12. März zu einer neuartigen Online-Konferenz. In der Ankündigung in seinem Blog schreibt er, dass er davon ausgeht, dass die aktuelle Situation eine sehr grundsätzliche Veränderung nach sich ziehen wird. Ich habe ihm dazu ein paar Fragen gestellt.
Du startest in der kommenden Woche ein neues Veranstaltungsformat – eine Online-Konferenz. Wie bist Du auf die Idee gekommen?
Ich bin schon seit Jahren mit dem Online Event Konzept unterwegs und habe bereits ca. 30 Sessions hinter mir, aber bisher war einfach kein grosser Markt dafür – die meisten Klienten und auch Speaker-Büros geben lieber viel mehr Geld für Reisekosten und alles weitere aus, als Video-Präsentationen zu machen. Das führte dann bei mir zu ca. 300 Flügen pro Jahren. Jetzt mit Covid19 und natürlich der ganzen Klima- und Carbon-Tax-Debatte ist es schlagartig klar: wir müssen uns in der Zukunft viel mehr virtuell treffen! Und die Technologie ist da (ich nutze Zoom Webinar). Online Konferenzen werden das neue Normal, und face to face wird der neue Luxus.
Welche Vorteile kann eine reine Online-Konferenz haben?
Keine Reisen, keine CO2 Erzeugung, keine Epidemie-Risiken, mehr oder weniger unbegrenzte Teilnehmerzahlen, weniger ‚digital divide‘, mehr globaler Zugang.
Meine Erfahrungen, die ich mit vergleichbaren Formaten als Zuhörer gemacht habe, waren durchweg positiv. Es fühlte sich immer so an, als spreche jemand nur zu mir. Warum haben Online-Konferenzen dennoch einen eher schlechten Ruf?
Es braucht Disziplin und mehr Tech Knowhow also zB Kopfhörer und gute USB Mics; und man muss einfach besser mit der Technik sein. Und natürlich fehlt der ganze emotionale Teil also das Ambiente etc — das macht es einfach viel weniger ‚real‘. Da müssen wir uns erst anpassen – aber jetzt haben wir ja triftige Gründe!! Endlich.
Wir sind beide Speaker, aus dieser Position heraus verstehe ich den schlechten Ruf der Online-Konferenzen: Ich finde es nämlich viel schwieriger ohne direktes Publikum vor Ort einen Vortrag zu halten. Es fehlt einfach das direkte Feedback. Kennst Du das Problem?
Absolut – es ist so ‚unbezogen‘ aber auch dafür gibt es Lösungen – wenn es vor Ort einen Event mit Leuten gibt (also nur ich online bin) benutze ich immer einen 2. Monitor mit live-feed also Blick aufs Publikum. Bei 100% virtual events macht Zoom es möglich auch die anderen Teilnehmer zu sehen (wenn sie das wollen) – es braucht also ein bisschen Technik Know How!
Welche technischen Ressourcen nutzt du für deine Online-Konferenz?
Apple iMac pro, 2 externe HD Monitore, Apple iPad pro, 2 Studio Scheinwerfer, 2 Soundwalls, Zoom.us software, USB Rode Podcaster Mic, Bose headset oder Apple earpods. 1GB Internet Connection
Wie ist der aktuelle Anmelde-Stand? Und wirst du das Format wiederholen?
Etwa 350 sign ups in 24 Stunden, 500 ist Limit. Wir wiederholen ganz bestimmt aber die nächste Show ist nicht mehr gratis – das diskutieren wir auch online (ich denke mal es wird €20-30 kosten pro User, dann). Wir livestreamen auf meinem Youtube Kanal also gerdtube.com
Du bist Zukunfts-Forscher, deshalb bitte eine Prognose zum Abschluss: Werden wir auch nach der Corona-Panik mehr Online-Konferenzen erleben?
Nach… wann ist das? Corona ist ein Trigger Point — da wird sich einiges permanent ändern. Denn bald gibt es auch die Carbon Tax für Flüge – und zwar nicht mehr optional. Online-Konferenzen sind eindeutig das neue Format.
Die erste Online-Konferenz findet am 12. März statt – hier kann man sich anmelden