Die Medien dienen als Verstärker für die Meinungen der Anhängerschaft, und das Internet ist zu einer Plattform geworden, auf der übelste Hasstiraden meist anonym abgesetzt werden und gefährliche Stimmungen entstehen. In verschiedenen Foren können sich die Anhänger schnell organisieren, Demonstrationen planen, sich als Gruppe konzentrieren. Das Deutsche Sportfernsehen, das die Interaktion mit dem Fan einst kultiviert hat, verzichtet mittlerweile in seiner Fußball-Talkrunde „Doppelpass“ auf Meinungsbeiträge aus dem Internet, weil nur noch die wenigsten inhaltlich geprägt seien und Denkanstöße gäben, wie es dort heißt. Vor allem für die Vereine aber ist der meist beleidigende oder hasserfüllte Diskussionsstil in den eigenen Internetforen zu einem Problem geworden. Immer wieder müssen diese Online-Portale, die den Klubs eigentlich zur Kundenkommunikation dienen sollen, abgestellt und „bereinigt“ werden.
Der Text Kritische Masse aus der gestrigen Ausgabe der FAZ steht leider online nicht zum Nachlesen. Das ist schade, denn er schlägt eine sehr spannende Brücke von der offenbar wachsenden Macht der Fans im Fußball zu dem, was ich hier schon häufiger als das Phänomen des aktiven Rezipienten beschrieben habe. Dabei geht es um die Frage, wie Medien damit umgehen, dass Leser/Hörer/Zuschauer mittlerweile einen aktiven Rückkanal haben. Eine Frage, die – wenn man dem FAZ-Text glaubt – auch die Fußball-Branche betrifft.
Nicht besonders ruhmreich, aber doch beispielgebend ist dabei der Fall des VfL Bochum, der sich vor dem Heimspiel gegen Eintracht Frankfurt in der vergangenen Saison der Fan-Forderung Zerreißt Euch, sonst tun wir es! ausgesetzt sah – und sich (nach erfolgreichem Klassenerhalt) auch aufgrund von Fan-Protesten von Trainer Koller trennte.
Die Beispiele zeigen: Dass das Internet Fans und Lesern eine Stimme gibt, ist eine Herausforderung, vor dem nicht nur der Journalismus steht.