Die Thesen, die Thilo Sarrazin in seinem Buch „Deutschland schafft sich ab“ und in einer Fülle von Interviews seit vergangener Woche ausbreitet, sind derart haarsträubend dämlich, dass sich eine sachliche Auseinandersetzung schier verbietet. Man könnte sich also ironisch auf die Feststellung zurückziehen, dass Sarrazin, sollte Dummheit tatsächlich vererbbar sein, wenigstens kein Vorwurf zu machen ist.
Robert Misik tut dies im Fall Fall Sarazin nicht, sondern erläutert lesenswert, was das Problem mit dessen Thesen und der Aufmerksamkeit ist, die ihm zuteil wird.
Herrn Sarrazins Thesen sind verwirrt, hochnäsig, verletzend, gespickt mit verächtlichen Formulierungen und Ausdruck bizarrer Respektlosigkeit der Eliten gegenüber den „Losern“. Der Mann ist auf eine Weise eingebildet, die eigentlich schallendes Gelächter provozieren müsste. Alleine der Vorwurf an die Unterprivilegierten, sie würden faul von Staatsknete leben und überhaupt keinen Antrieb haben, sich im Wirbelwind des freien Wirtschaftslebens zu behaupten, ist zum Schreien komisch aus dem Mund eines Mannes, der sein gesamtes Leben lang in der staatlichen und staatsnahen Wirtschaft verbrachte und seine gesamte berufliche Karriere – von Ministerium bis Bahn bis Finanzsenatorenamt bis zur Bundesbank – dem Segeln auf einem Parteiticket verdankt.
3 Kommentare
er fürchtet sich vorm muezzin
vor türkischem gemüse
die sollen doch nach suez ziehn!
dem thilo geht die düse
wenn meine enkel flügge sind
dann ist das kopftuch standard
ja seid ihr denn meschügge, blind?
bald sind wir unterwandert!
er geifert, faselt, hetzt und bellt
in england hieß er wanker
die schlimmste kombi auf der welt:
politiker und banker
[…] kann jede Menge über den Fall Sarrazin sagen. Man kann sich aufregen, schimpfen, widersprechen. Und man kann – ich hätte nicht […]
Ich weiß nicht so richtig, mit diesem Argument kann ich recht wenig anfangen. Es ist ein simples Argument ad hominem ihm Unfähigkeit zu unterstellen und nur aufgrund seiner Mitgliedschaft der SPD zu einem hohen Beruf gekommen zu sein. Das kann ich nicht beurteilen und ist für seine Thesen sicherlich auch nicht notwendig.
Schlimmer dennoch, weil wirklich arg polemisch und nur beim ersten Blick logisch, erscheint mir das Argument, er hätte zeitlebens auf Staatskosten gelebt. Der Staat als Arbeitgeber – ja die Geldquelle ist bei Sozialhilfe-Empfängern theoretisch die gleiche. Doch nehme man doch von einem Angestellten an, er habe auch gearbeitet und dafür ein Entgeld erhalten (je nach Position soll das unterschiedlich hoch ausfallen…). Nach dieser Argumentation ist jedoch die Arbeit für den Staat, zweitrangig. Sind jetzt alle im Auftrag des Staates angestellten (Lehrer, Beamte etc.) auf die gleiche Stufe zu stellen?!
Das erscheint mir einfach nicht logisch. Also sollten wir einfach mal wieder dahin zurückzukehren, was Herr Sarazin eigentlich gesagt hat. Und das können wir auch argumentativ vernichten. Warum zu polemischen Hilfsmitteln greifen?