Erwachsen zu sein heißt, Herrschaft anzutreten. Den Anspruch und auch gewisse Möglichkeiten haben, das gesellschaftliche Leben so zu gestalten, dass es einem entspricht. Ein Beispiel: Warum sind in den achtziger Jahren in Wien so viele Cafes und Restaurants im Design der fünfziger Jahre entstanden? Mit Resopal- und Nierentischen, Tütchenlampen und Drahtbildern? Weil die Generation, die ihre Kindheit in den fünfziger Jahren gehabt hatte, nun die Welt oder zumindest die Stadt so einrichten wollte, wie es ihr gefiel. Was ihr gefiel, war die Ästhetik, die sie geprägt hatte, die ihrer Kindheit. Sie baute Kulissen auf. Sie hatten die Mittel in die Hand bekommen und die Möglichkeiten erobert, das zu tun. Sie macht aus ihren Kinderzimmern öffentliche Räume.
Robert Menasse: „Don Juan de la Mancha“ (S. 198). Vergangene Woche schreibt die FAZ über die Rückkehr des Landgasthofs – mit Beispielen aus Berlin und Wien:
Spiritus Rector und Wirtin des Ganze ist Iris Schmied. Erinnerungen an die Sonntagsausflüge mit den Eltern auf die Schwäbische Alb riefen bei ihr, der gebürtigen Reutlingerin, immer wieder die Sehnsucht nach dem Gasthaus hervor, gerade in Berlin-Mitte. Ihr schwebte ein Gasthaus im modernen Sinn vor, Traditionelles mit zeitgemäßgem Design, die gute Mitte wie sie sagt. Um den Zulauf von Gästen muss sie sich keine Sorgen machen. Die Hipster, die Bourgeoise Bohemiens, die Leute aus der Nachbarschaft, sie kommen alle.