Nimmt man die Wochenzeitung Die Zeit zum Maßstab, dann scheint das „Doppel-Cover“ ein adäquates Hilfsmittel zu sein, um auf die Krise des Gedruckten zu reagieren. Erst führte man es beim Zeit-Magazin ein, heute stülpt man es sogar der ganzen Ausgabe über. Georg Baselitz hat ein Gemälde auf die eins der Zeit gemalt und „wie es seine Art ist“ auf den Kopf gestellt. Darüber hat man – scheinbar ratlos – getitelt: „Warum ist die deutsche Kunst so erfolgreich?“ Nur Zyniker würden diese Titel-Frage in Verbindung mit dem Kunstwerk bringen.
Interessant ist jedoch, dass zu dem „veränderten Aufbau der Seiten und vielen neuen Kolumnen“, die ab heute das Bild der Zeit bestimmen sollen, auch eine Rubik gehört, die „Prominent ignoriert“ heißt und auf der Seite eins (also diesmal Seite drei) der Zeitung erläutert, womit man sich nicht befassen wird. Diese 15 Zeilen wollen humorvoll sein und thematisieren den Feinripp, den Max Mosley bei seinem Sexskandal-Video-Auftritt getragen haben soll. Ignoriert wird hier von einem namenslosen „Wir“, das Grundsätzliches verkündet („lehnen wir Völlerei grundsätzlich ab“) aber gesichtslos bleibt.
Ich glaube, dass diese „Wir“-Texte (z.B. auch „unsere Autorin“ etc.) in Zeitungen und Magazinen die Rückseiten dessen sind, was hier schon mal Thema war: Wie kommunzieren Medien mit ihren Lesern? Wo treten sie auf? Wie sind sie ansprech- und greifbar? Gut wäre es, wenn Vorder- und Rückseite harmonieren. Ein bisschen wie bei einem Doppelcover.