Fragen im Titel? Verboten, aber gut!

Weil mir die aktuelle Ausgabe ein besonders gelungenes Beispiel zu sein scheint, muss ich jetzt doch mal zwei Worte zur Cover-Betextung von Neon verlieren: Gefällt mir!

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An der Journalistenschule habe ich gelernt, Fragen in Überschriften seien verboten. Der Leser wisse die Antwort schließlich auch nicht und würde sich deshalb von fragenden Titeln abschrecken lassen. Die Neon-Cover (Auswahl) beweisen das Gegenteil:

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Gut gestellte Fragen wecken viel mehr Interesse und erzeugen mehr Nähe als vermeintlich „richtige“ Überschriften. Für ein Magazin, das seine Käufer über ein Lebensgefühl findet, ist das unerlässlich – und wichtiger als alle Regeln über korrekte Titel.

Das Erstaunliche daran: Der vermutlich geringste Teil der Käufer erwartet, dass das Heft auch wirklich eine Antwort auf die auf dem Cover gestellte Frage geben wird. Wie auch: Weder die Autoren noch die Macher kennen meine Eltern, wie sollen sie dann beurteilen können, ob diese zuviel fordern? Die Titel-Frage funktioniert eher wie ein guter Gesprächseinstieg, sie öffnet die Tür zu Geschichten und Assoziationen. Sie verlangt gar nicht nach einer Antwort, sondern sucht weitere Anschlussfragen – und vor allem, sie eröffnet einen Assoziationsrahmen, der für das steht, was Dirk Ippen das Solidarsystem Zeitung nennt. Wer auf diese Fragen anspringt, gehört zur Leserschaft.

Darin unterscheidet sich Neon dann erstaunlicherweise gar nicht von der tz – was lustig klingt, aber durchaus als Kompliment gemeint ist.