Chefredakteure sind meist nicht so einflussreich, wie dies ihre Untergebenen glauben, sie sind praktisch nie so wichtig, wie sie sich selbst nehmen und sie wollen selten die Welt oder auch nur die Zeitung so verändern, wie ihnen das gerne von Lesern oder Zuschauern unterstellt wird. Ihr symbolischer Wert allerdings ist hoch, zumal in Zeiten in denen die Neubesetzung oder Bestätigung einer Chefredaktion ansteht.
Ein Chefredakteur verkörpert „sein“ Medium, weswegen jene, die ihn (leider noch viel zu selten: sie) berufen können, sonderbare Kapriolen schlagen, wenn sie befürchten der Neue könne in Botmäßigkeit, Auftreten, Einstellung oder sonstigen schwer zu messenden Kriterien nicht dem entsprechen, was „man“ sich heimlich oder unheimlich von ihm erwartet.
Kurt Kister kommentiert in der heutigen Ausgabe der Süddeutschen Zeitung den Fall Brender – und erläutert lesenswert die Aufgaben eines Chefredakteurs.