Prantl über Schuld und Schulden

Es ist ohnehin staunenswert ja verwunderlich, wie sehr die Menschen hierzulande noch die Nerven behalten, wie sie in der Krise jede weitere Zumutung ertragen und wie sie geduldig zusehen, wie die staatlichen Milliarden in die sogenannten Pakete gestopft werden, wie die torkelnden Landesbanken immer und immer wieder gestützt werden, wie eine „Hypo Real Estate“ sich als Fass ohne Boden erweist und wie der Staat, um die Finanzwirtschaft zu retten, sich in abenteuerliche Schulden und Risiken stürzt.

Das Merkwürdige dabei ist, und jetzt sind wir doch beim tieferen Sinn des Aschermittwochs, dass niemand sich Asche aufs Haupt streut – niemand in der Politik, niemand in der Wirtschaft. Niemand legt Rechenschaft ab, niemand übernimmt Verantwortung. Niemand will schuld daran sein, dass der Kapitalismus außer Rand und Band geriet. Am Beginn der großen Krise stehen womöglich Kapitalverbrechen im Wortsinn – aber die Fragen nach Verantwortung und Schuld stellt kaum jemand.

Der Vorteil des Podcastings ist, dass man zeitversetzt (vulgo: zeitsouverän) Beiträge hört, die man sonst gar nicht gehört hätte. So habe ich gerade den Kommentar „Derblecken“ in Wahlkampf-Zeiten entdeckt, den Heribert Prantl im Deutschlandradio anlässlich des Politischen Aschermittwochs gesprochen hat. Immer noch gut!